Pervez Musharraf, Pakistans Staatspräsident, der sich vor bald neun Jahren an die Macht geputscht und dann mit einer Reihe fingierter Wahlen und einem Referendum seine Herrschaft im Namen der "Stabilität" verlängert hat, steht jetzt vor dem Aus. Die Parlamentswahlen haben seinen Gegnern die absolute Mehrheit beschert. Musharraf selbst wurde vor Augen geführt, mit welchem Verdruss ihn die Bevölkerung sieht. Und die Armee führt mittlerweile ein anderer. Doch alles hängt nun vom Geschick der Volkspartei des Bhutto-Clans und der Muslimliga des früheren Premierministers Nawaz Sharif ab. Wird aus dem Sieg der Opposition auch ein Erfolg für die Pakistaner? Aus der Wahl der Lethargie und des Frusts ein Aufbruch?
Pakistan, der Schlüsselstaat im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, hat mit dieser Wahl die Tür zur Demokratisierung aufgestoßen. Denn mehreres ist bemerkenswert am Ausgang dieser Parlamentswahl, die durch die Ermordung Benazir Bhuttos vor acht Wochen so dramatisch ihren Charakter änderte: offenbar wenige Fälschungsversuche; eine klare Niederlage nicht nur von Musharrafs bisher regierender Unterstützerpartei, sondern auch der Islamisten des MMA-Bündnisses, das in der Nordwest-Grenzprovinz die Regionalregierung stellte und im nationalen Parlament wohl von 50 auf drei Mandate abstürzte; ein überraschend starkes Abschneiden von Nawaz Sharif schließlich, der lange im Exil war und im Schatten seiner populären Rivalin Benazir Bhutto stand.
Weder Sharif noch der zwielichtige Bhutto-Witwer Asif Zardari werden wohl selbst den Posten des Premierministers beanspruchen, sondern im Hintergrund die Fäden ziehen. Wenig mehr verbindet sie als ihre Gegnerschaft zum Staatschef. Musharraf nun mittels eines langen Amtsenthebungsverfahrens zu stürzen, ist allerdings noch kein Regierungsprogramm. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.2.2008)