"Die 4 da", das sind (von links) Rupert Henning, Florian Scheuba, Erwin Steinhauer und (nicht im Bild) Thomas Maurer. Am Donnerstag, 22.05 Uhr startet in ORF 1 die zweite Staffel.

Foto: ORF/Leitner
Mit der Folge "Österreichs kleinster Mann" startet am Donnerstag in ORF 1 eine neue Staffel der Satire "Die 4 da". Regie führt dabei erstmals Rupert Henning. Er und Florian Scheuba sprachen mit Isabella Hager über Feigenblätter im ORF, Rücksichtnahme auf Skandale und klassisch aufklärerische Motive.

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STANDARD: Rupert Henning führt erstmals Regie. Was hat sich dadurch an der Arbeitsweise geändert?

Henning: Wir drehen jetzt geblockt. Bei der ersten Staffel wollten wir noch mehr Wert darauf legen, aktuell zu sein. Das hat sich als Irrglaube herausgestellt. Ich selbst bin jetzt der Schauspieler, der am schlechtesten vorbereitet ist. Aber ich habe sehr viel Verständnis für mich.

STANDARD: Gibt es noch einen Spielraum für Aktuelles?

Henning: Wir können am Set reagieren. Aber es ist nicht unser Job, tagespolitisches Kabarett zu machen. Wir versuchen eher etwas zu schaffen, das über den Tag hinaus Bestand hat.

STANDARD: Wie würden Sie Ihren Auftrag beim ORF formulieren?

Scheuba: Ich werde den Wahlspruch von Erwin Pröll für uns klauen: "Klarheit ist kein Geschenk." Bis zu einem gewissen Grad ist unser Motiv klassisch aufklärerisch.

Henning: Es geht um des Kaisers neue Kleider und eine profunde Beschau davon. Im Grunde legt Satire etwas bloß, nicht immer unbarmherzig, aber mit dem Anspruch, nach Diderot: Kein Pardon gegen Engstirnige.

STANDARD: Der Untertitel lautet: Satire aus Notwehr. Wer ist der Angreifer?

Scheuba: Die Wirklichkeit. Wir glauben ja nicht, wir können die Welt verbessern. Aber wir glauben, wir können klimatisch etwas ändern.

STANDARD: Welche Reaktionen kamen von politischer Seite zu Staffel eins?

Scheuba: Wenige. Politische Reaktionen oder gar Interventionen hält die Redaktion eher von uns fern.

STANDARD: Hat Sie das überrascht?

Henning: Man spekuliert ja nicht damit, dass man irgendetwas macht, wo sich jemand aufregen wird. Ich sehe das gelassener. Wie es in der Natur ein Gefüge gibt und bestimmte Tiere für bestimmte Dinge zuständig sind, so ist das auch beim Satiriker – der hat eine soziale Funktion. Nämlich, in der Gesellschaft dafür zu sorgen, dass nicht alles sang- und klanglos durchgeht, was sich manche leisten.

STANDARD: Werden Sie nun offensiver?

Scheuba: Wir haben schon bei der ersten Staffel keine Rücksicht genommen. Es wurde uns nie gesagt: Das könnt ihr nicht machen. Das liegt auch daran, dass sich in der Öffentlichkeitsarbeit die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass man damit nicht punkten kann, wenn man auf beleidigt macht und "Skandal!" schreit.

Henning: Eine häufige Reaktion ist: Poah, dass sich der ORF das traut. Auch im ORF selber: Da kamen Leute aus der Nachrichtenredaktion zu uns und meinten: Wie habt ihr das durchgebracht?

STANDARD: Das Feigenblatt des ORF?

Scheuba: Das ist bei Satire immer so. A: Natürlich ist man es. B: Man wäre blöd, es nicht zu nützen.

STANDARD: Fühlen Sie sich jetzt gehemmter, den ORF zu kritisieren?

Scheuba: Im Gegenteil. Schon unser Pilotbuch enthielt massives ORF-Bashing, um zu zeigen: Das muss drinnen sein. Und ich glaube, das wurde verstanden.

STANDARD: Wird man nicht müde, immer dieselben Figuren aufs Korn zu nehmen?

Henning: Das gehört dazu. Man muss aufpassen, dass man sich nicht bremst, weil man das Gefühl hat, die Geschichte schon fünfmal erzählt zu haben. Jörg Haider ist schon sehr verbraucht. Aber die All-time-favourites wie Korruption und Vetternwirtschaft verjähren nicht. Da kommen immer wieder welche nach, also muss man das immer wieder thematisieren. (Isabella Hager, DER STANDARD; Printausgabe, 21.2.200)