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Randalierer setzten die US-amerikanische Botschaft in Belgrad in Brand - die Feuerwehr konnte den Brand erst gegen 20 Uhr löschen.

Foto: REUTERS/Stringer (SERBIA)

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Das Gebäude ist von kampfeslustigen Demonstranten umstellt, die Feuerwehr kann erst spät zum Brandherd vordringen. Die USA fordert Serbien auf, ihre Botschaft zu schützen und möchte eine Verurteilung des UN-Sicherheitsrates für die Vorgänge erwirken.

Foto: Getty Images

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Vor acht Jahren führte eine Großdemonstration vor dem Parlament in Belgrad zum Sturz von Slobodan Miloševic. Donnerstag versammelten sich bis zu 300.000 Serben zu einer antiwestlichen Demonstration.

Foto: Reuters

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Demonstrant zündet US-Flagge an.

Foto: REUTERS/Ivan Milutinovic

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Auch in Kosovska Mitrovica demonstrierten serbische Studenten gegen die Abspaltung des Kosovo

Foto: APA/EPA/Georgi Licovski

Nach einer Demonstration von hunderttausenden Serben gegen die Unabhängigkeit des Kosovo wurde Donnerstagabend die US-Botschaft in Belgrad in Brand gesteckt. Nach Löschen des Brandes wurde in der Nacht auf Freitag ein Toter im Gebäude gefunden. Auch andere Botschaften sowie eine Raiffeisenfiliale wurden angegriffen.

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Aus den Fenstern drang Rauch, zwei Stockwerke hatte das Feuer erfasst. Wegen der Straßenschlacht am Donnerstagabend konnte die Feuerwehr nicht kommen. Hooligans waren in das Gebäude der US-Botschaft eingebrochen, schlugen alles kurz und klein. Das Haus war von rund tausend kampflustigen Demonstranten umzingelt.

Sondereinheiten der Polizei in voller Ausrüstung versuchten sie in der Kneza Milosa Straße, dem Belgrader Botschaftsviertel, zu verdrängen. Eine Menge Tränengas wurde abgefeuert. Erst gegen 20 Uhr konnte das Feuer gelöscht werden. Um 23 Uhr meldete CNN, es sei eine verbrannte Leiche in der US-Botschaft gefunden worden. Von Seiten der US-Botschaft in Belgrad hieß es, vom Personal werde niemand vermisst. Bei dem Opfer handle es sich vermutlich um einen Demonstranten, sagte der Sprecher der US-Botschaft, William Wanlund, dem Fernsehsender CNN.

Bilder der Gewalt

Vergebens hatten die Hooligans vorher versucht, auch in die britische Botschaft einzudringen. Bilder der Gewalt dominierten nach der großen Demonstration vor dem Parlament die Straßen der Hauptstadt. Ein leer stehendes Gebäude neben der kroatischen Botschaft sowie Autos wurden ebenfalls in Brand gesetzt. Die österreichische Botschaft kam nicht zu Schaden und war am Abend von der Polizei bewacht.

Nach Angaben der Polizei wurden bei den Ausschreitungen, die nicht mit der Kundgebung verbunden gewesen seien, die US-amerikanische, türkische, kroatische, britische, deutsche, belgische, kanadische und bosnische Botschaft beschädigt. McDonald’s-Lokale wurden wieder demoliert. Auch eine Filiale von Raiffeisen wurde angegriffen.

Erst gegen 22 Uhr kehrte wieder Ruhe ein. Nach Polizeiangaben wurden 192 Personen festgenommen. Die Zahl der Verletzten belief sich laut derselben Quelle auf 130, darunter 52 Polizisten. Nach Angaben des Innenministeriums wurden im Laufe der Krawalle acht ausländische diplomatische Vertretungen und 90 Geschäfte beschädigt. Mehrere Wagen wurden in Brand gesetzt.

Ursachen und Hintergründe

Inzwischen hat eine Diskussion über die Ursachen und Hintergründe der Zerstörungen und Plünderungen begonnen. "Es gibt viele Jugendliche, die sich einfach nur prügeln wollen", zitierte der unabhängige Radiosender B92 am Freitag heimische Experten. Schließlich seien viele der Randalierer "Opfer der Manipulation" durch die Politiker geworden, die Gewalt verharmlosten. Reporter hatten am Vorabend von wahlloser "blinder Gewalt" berichtet.

Nach den Ausschreitungen haben starke Kräfte der Spezialpolizei den Schutz einiger diplomatischen Vertretungen übernommen. Sonderverbände standen am Freitagmorgen vor allem vor dem teilweise ausgebrannten Gebäude der US-Botschaft und jenem der albanischen Vertretung.

Hunderttausende demonstrierten

Zu den Demonstration vor den Auschreitungen waren aus ganz Serbien zwischen 250.000 (B92) und 500.000 Menschen (Veranstalter) nach Belgrad gereist. Es sei klar gewesen, dass die Emotionen nur schwer kontrollierbar sein würden, hatte am Abend Aleksandar Vucic, Generalsekretär der Serbischen Radikalen Partei (SRS), zu den Ausschreitungen gemeint. Vucic war der Hauptverantwortliche für die Vorbereitung der Kundgebung.

Präsident Boris Tadic, der sich zu einem Besuch in Rumänien aufhielt, das Innenministerium und mehrere Regierungsmitglieder riefen am Abend zur Einstellung der gewaltsamen Proteste auf.

Verurteilung vor dem UNO-Sicherheitsrat

Der UN-Sicherheitsrat hat die Angriffe auf ausländische Botschaften scharf verurteilt. Es habe sich um Attacken eines wütenden Mobs gehandelt, erklärte das 15 Staaten umfassende Gremium der Vereinten Nationen (UN) am Donnerstag. Diplomatische Vertretungen seien internationalen Vereinbarungen zufolge aber unantastbar. Die Bemühungen serbischer Sicherheitskräfte zur Wiederherstellung der Ordnung würden allerdings gewürdigt. Der Sicherheitsrat war auf Antrag der USA zusammengekommen.

Europarat "schockiert"

Der Generalsekretär des Europarats, Terry Davis, hat sich "schockiert und traurig" über die gewaltsamen Proteste in Belgrad gegen die Unabhängigkeit des Kosovo geäußert und forderte die serbische Regierung auf, alle Gewalttaten scharf zu verurteilen und neue Ausschreitungen zu verhindern.

Offenbar seien für die Großdemonstration vom Donnerstag nicht die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Die serbische Regierung hätte dafür sorgen müssen, dass die von ihr organisierte Demonstration nicht außer Kontrolle gerät, kritisierte Davis.

Serbiens Außenminister Vuk Jeremic verurteilte die Angriffe. Die Vorfälle seien bedauerlich und nicht akzeptable Übergriffe von Extremisten, sagte er Reuters. "Sie schädigen das Ansehen Serbiens im Ausland, sie spiegeln nicht das kollektive Gefühl des serbischen Volkes wider.

Steine auf US-Konsulat in Banja Luka

Angespannt war am Abend auch in dem von Serben bewohnten Nordteil von Mitrovica. Vor dem UNMIK-Justizgebäude war gegen 20.30 Uhr eine Bombe explodiert. Verletzte gab es keine. Das Gebäude wurde am Abend von der UNO-Polizei bewacht.

Proteste gab es auch im Süden Serbiens. Dort griffen Veteranen des Kosovo-Kriegs von 1998-99 einen von tschechischen Kfor-Soldaten verstärkten Grenzposten mit Steinen an. Verletzt wurde niemand. In Banja Luka im serbischen Teil von Bosnien-Herzegowina warfen Demonstranten Steine auf das US-Konsulat. Außerdem verbrannten sie französische und deutsche Fahnen. Bei Handgemengen mit der Polizei gab es mehrere Verletzte. (red, APA, Reuters)