Budapest/Wien – Die ungarische Polizei überprüft laut der Nachrichtenagentur MTI jetzt den Privatisierungsdeal über den Verkauf der Güterverkehrstochter MÁV Cargo an die ÖBB. Zuvor hatte das österreichische Nachrichtenmagazin Format berichtet, dass Gustav Poschalko, im ÖBB-Holdingvorstand für den Güter- und Personenverkehr zuständig, veranlasst habe, dass eine Budapester Agentur namens Geuronet für Beratungsleistungen insgesamt 7,1 Millionen Euro an Honorar bekomme.

Zitiert werden Vertreter der MÁV, die behaupten, im Laufe der MÁV-Cargo-Privatisierung sei ihnen der Namen Geuronet nie untergekommen. Auch der Sprecher der MÁV Cargo bestätigte am Freitag, dass es zu Geuronet nie Verbindungen gegeben hätte.

"Gute Dienste geleistet"

Ein ÖBB-Sprecher sagte am Freitag: "Die Agentur ist uns empfohlen worden und hat gute Dienste geleistet." Von wem die Empfehlung kam, sei eine interne Angelegenheit. Geuronet habe dazu beigetragen, die Stimmung in der Öffentlichkeit zu verbessern, "die für Österreich in Ungarn im Vorjahr nicht gut war" – wegen des OMV-Mol-Streits. Es sei nicht notwendig, dass eine Agentur dafür öffentlich bekannt sein müsste.

Die Geuronet KG wurde im Februar 2001 in Budapest gegründet, berichtet die Tageszeitung Népszabadság. Geschäftsführende Gesellschafterin sei Viktória Gulya. Ihr Sohn András sei an der Firmenadresse gemeldet. Er war nach dem Wahlsieg der konservativen Fidesz-Partei kurz Vizechef der Postbank. Laut Zeitung verfügt Gulya über gute Kontakte nach Österreich. Auf Nachfrage sagte Viktória Gulya, die Geuronet spreche "mit niemandem und nirgendwo" über ihre Verträge.

Ein Konsortium um die ÖBB-Tochter Rail Cargo sowie die Raab-Ödenburger Eisenbahn (an der sowohl Ungarn als auch Österreich beteiligt sind) hatte Anfang des Jahres die Güterverkehrstochter der ungarischen Staatsbahn MÁV Cargo um umgerechnet 405 Mio. Euro gekauft. Aber: Die kartellrechtliche Genehmigung steht noch aus. Die nationalen Behörden prüfen derzeit, es ist möglich, dass sich die EU-Wettbewerbshüter aufgrund der Größe des Deals zuständig erklären. (szem, szi, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24.2.2008)