Mit unheimlicher Konsequenz strebt die SPÖ einem Untersuchungsausschuss zu, in dem sie hofft, ihren in Umfragen erfolgreichen Koalitionspartner anpatzen zu können. Mit heimlicher Genugtuung schaut die ÖVP diesem Treiben zu: Sie hat sich in den vergangenen Tagen offenbar Gewissheit verschafft, dass sie nicht die Entdeckung von Leichen im Keller des Innenministeriums fürchten muss - und sie verwendet inzwischen viel weniger Energie darauf, die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu verhindern, als darauf, möglichst wirkungsvolle Zweit- und Drittfronten zu eröffnen.

Wenn man nur an der richtigen Stelle Druck macht, wird der Schmerz beim Partner schon entsprechend groß werden. Und man wird damit leben können, wenn dieser sich wieder etwas anderes ausdenkt, um wiederum der ÖVP wehzutun. Auch da wird es eine Retourkutsche geben - und so weiter. Es ist ein bisserl wie in einem Kino, wo einer versucht, durch Aufstehen eine bessere Sicht auf die Leinwand zu bekommen: Da gibt es dann Gerangel, und nacheinander stehen alle auf - keiner hat dadurch bessere Sicht, aber alle haben es weniger bequem.

So wird halt bis auf weiteres unbequem regiert werden. Denn ad hoc will keine der beiden Regierungsparteien in eine vorgezogene Wahl stolpern, zu unsicher ist der Ausgang. Wenn aber nach Niederösterreich-Wahl und EURO die Aufmerksamkeitswerte neu justiert sind, könnte es durchaus verlockend sein, einen Absprung zu suchen. Dann könnte, gut zwei Jahre nach der letzten Wahl, der Mandatsstand neu verteilt werden.

Wenn es nach den Überlegungen der Parteistrategen geht, hätte der Wahlsieger dann fünf Jahre Zeit - denn die rechtliche Grundlage für eine Verlängerung der Legislaturperiode gehörte zu den wenigen Themen, auf die sich diese Koalition ohne viel Aufhebens geeinigt hatte. (DER STANDARD, Printausgabe, 23.2.2008)