Ein Kinderbuch, in dem Bundeskanzler Alfred Gusenbauer ebenso erwähnt wird wie sein Vize Wilhelm Molterer? Ein Kinderbuch, in dem das Wort "Steuerreform" vorkommt? Schlimmer geht's wohl kaum. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Autor Heinz Janisch und Illustratorin Helga Bansch legen mit "Frau Friedrich" ein rundum gelungenes Bilderbuch vor. Erzählt wird die Geschichte von ebendieser Dame - einer 91-jährigen Frau, die neben einer Jungfamilie lebt, die für sie sorgt.

Kümmern tut sich aber auch Frau Friedrich, obwohl sie "oft sehr müde" ist: um den kleinen Nachbarsjungen nämlich. Sie bastelt als alten Dingen Spielzeug, ist einfühlsam und geduldig. Was die alte Frau kann, beschreibt der Junge, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird; viel Dichtung, viel Wahres. In den Geschichten des Buben "wird sie wieder stark und lebhaft, denn in der Fantasie ist vieles möglich", heißt es im Klappentext.

So wartet Frau Friedrich eine Woche auf einem Baum neben einem Nest, bis die Vögel geschlüpft sind, hebt die schwersten Kästen mit einer Hand hoch und hört sogar das siebenhunder Kilometer entfernte Meer rauschen. Aber wie passt da eigentlich die österreichische Innenpolitik hinein? Neben den sympathisch gezeichneten Figuren setzen die Buchmacher auch gut lesbare Zeitungsausrisse als eine Art Collage auf manchen Seiten ein. Auf der Umschlagsseite handelt es sich um einen Standard-Ausschnitt über ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Kinderbuchautor Janisch arbeitet beim ORF-Hörfunk - eine versteckte Botschaft an seinen Chef? (Peter Mayr/ALBUM/DER STANDARD, 23./24.02.2008)