Das Osterfestival Tirol fokussiert nicht auf klassische Innsbrucker Ansichten. Für den Kulturtouristen ist es eher die "goldene Dachorganisation" einer alternativen Szene.

Foto: TVB Innsbruck
Das Osterfestival Tirol kündigt heuer "Leere Worte" an. Daher sollen einige vollmundige darüber verloren werden, dass dieser nach wie vor familiär programmierte Zyklus den Raum Innsbruck 2008 bereits zum zwanzigsten Mal bereichert. Die Galeristen-Familie Crepaz, die das Festival seit 1989 ausrichtet, wagt sich dabei von 9. bis 24. März mit den Vorstellungen auffällig oft in die Kirchen. Mit gutem Grund.

"Empty Words", eine Wort-Musik-Installation, die Texte von Henry David Thoreau zu den Klängen von John Cage zerlegt, trägt das Generalthema "Leere Worte - Glaube und Hoffnung" ins Pfarrzentrum Allerheiligen. Verheißungen der Religionen, die sich immer auch als ausgehöhlte Worte präsentiert haben, sollen dabei in gewohnt interkultureller Manier untersucht werden. Es ist dennoch fraglich, ob die Aufführung in der "UEFA Host City Innsbruck" noch so funktioniert wie 1977 in Mailand: Damals drückte ein zur Empörung bereites Publikum seinen Unmut über John Cages Vortrag nämlich durch anhaltende Fußball-Schlachtrufe aus.

Und damit wären wir auch schon beim Thema: Welche Chancen gibt die Stadt knapp vor der EM jenen Besuchern, die gar nicht erst ans Mitgrölen und Nachbeten denken? Die Pfarrkirche Hall und mit ihr das Salzlager machen ab 23.00 Uhr - einem Nachtgottesdienst aus Osteuropa nachempfunden - die Osternacht von Samstag auf Sonntag einfach zur "Nuit Blanche". Jüdische Musik aus dem historischen Ghetto Lodz, Sufi-Gesänge aus Pakistan und ein Osterspiel aus dem Florenz des 13. Jahrhunderts werden mit einem Frühstück um sieben Uhr morgens beschlossen.

Aber man will auch nicht kleinlich sein, wenn es darum geht, Religionen als Befähiger für echte Begeisterung zu thematisieren; dazu holt das Osterfestival den Chor des Moskauer Patriarchats in die Kirche St. Nikolaus. Wird doch die Auferstehung in den Gesängen der Orthodoxie geradezu ekstatisch besungen.

Thematisch wie auch geografisch jenseitiger ist das Auftreten von "Bunraku" im Rahmen das Festivals. Es soll nicht zum Nachteil der Besucher sein, denn das 400 Jahre alte japanische Puppentheater - seit 2005 auch Teil des immateriellen Unesco-Welterbes - kommt überhaupt zum ersten Mal nach Tirol.

Das österliche Alternativprogramm ist aber auch im engeren touristischen Sinne motivierend: Wird es doch in Zusammenarbeit mit Innsbruck Tourismus auch paketiert abgegeben, wobei die Pauschalen für einen City-Trip dann tatsächlich günstig bleiben. Ein Teil der Bergbahnen sowie alle öffentlichen Verkehrsmittel können ohne Aufpreis mitbenutzt werden, die neue, spektakuläre Hungerburgbahn, die Stadt und Berg unmittelbar aneinanderrückt, ist leider nicht Teil dieses Angebots. Den Ausblick von der Seegrube in 2000 Meter Höhe wird man sich aber auch so gönnen wollen, noch bevor das Gelände für die Dauer der EM in eine wichtige Fanmeile für wichtige Menschen verwandelt wird.

Auch der Eintritt in alle Museen der Stadt ist inkludiert, die gerade erst erweiterten Swarovski Kristallwelten können ebenfalls kostenlos besucht werden. Damit holt man sich zusätzlich noch Ideen aus Indien, dem diesjährigen Gast des Winterfestivals, in die persönliche Programmierung.

Die Zahl der Übernachtungen bestimmt die Menge der enthaltenen Tickets, ob man nun in Innsbruck selbst oder in der Umgebung logiert, kann man sich aussuchen. Zwei Übernachtungen mit Frühstück und ein Ticket sind im günstigsten Fall ab 89 € pro Person zu haben, ab 168 € in Verbindung mit dem Stadthotel "Grauer Bär" wird daraus sogar noch ein rudimentärer Wellness-Aufenthalt. (Sascha Aumüller/DER STANDARD/Printausgabe/23./24.2.2008)