Wien - Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat seine Entscheidung für eine rasche Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo verteidigt. In der "Pressestunde" des ORF-Fernsehens wies Gusenbauer am Sonntag darauf hin, dass neun Jahre lang über den Status der bisherigen südserbischen Provinz verhandelt worden sei. "Zu glauben, man hätte die Situation länger so belassen können, ohne in die Gefahr zu geraten, erneut in kriegerische Auseinandersetzungen zu geraten, halte ich für eine Illusion", betonte der SPÖ-Chef.

Gusenbauer zeigte sich zuversichtlich, dass "die ganzen Nachfolgeprobleme des ehemaligen Jugoslawien" durch die EU-Integration des Balkan gelöst werden können. Die europäische Integration habe nämlich - durch die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich - auch schon die Probleme nach dem Zweiten Weltkrieg gelöst, und später auch die Folgen des Kalten Krieges. Daher sei es wichtig, "dass die Türen der EU für Serbien sehr weit offenstehen", betonte der SPÖ-Vorsitzende.

Der Ministerrat hatte bereits am Mittwoch beschlossen, Bundespräsident Heinz Fischer eine diplomatische Anerkennung des Kosovo vorzuschlagen. Dieser muss nun in einem Ermächtigungsschreiben die Erlaubnis dazu erteilen. Fischers Sprecher Bruno Aigner hatte allerdings bereits am Dienstag der APA mitgeteilt, dass sich der Bundespräsident erst nach seiner Rückkehr von seiner Afrika-Reise mit dem Thema befassen werde. Damit ist die offizielle Anerkennung des Kosovo durch Österreich erst für die kommende Woche zu erwarten. (APA)