Pristina/Belgrad - Der Chef der UNO-Übergangsverwaltung im Kosovo, Joachim Rücker, hat den serbischen Kosovo-Minister Slobodan Samardzic zur Zurückhaltung im Konflikt um die Unabhängigkeit der bisherigen serbischen Provinz aufgerufen. Samardzic solle auf Äußerungen verzichten, die zur Gewalt anspornen könnten, sagte Rücker am Montag nach einem Gespräch mit dem Minister in Pristina (Prishtina). Der deutsche Diplomat rief Belgrad dabei auch auf, die Oberhoheit der UNO-Verwaltung im gesamten Kosovo anzuerkennen.

Samardzic hatte vergangene Woche die Demolierung von zwei Grenzübergängen im Nord-Kosovo durch Serben gerechtfertigt. Dies sei eine "legitime Reaktion" der Bürger gewesen, meinte der Minister. Samardzic, der am Montag als erster serbischer Minister nach der Ausrufung der Kosovo-Unabhängigkeit am 17. Februar nach Pristina gekommen war, äußerte sich zunächst nicht. Die UNO-Mission hatte ein Gesuch von Samardzic, am Montag mehrere Orte im Kosovo zu besuchen, aus nicht näher genannten "Sicherheitsgründen" abschlägig beurteilt. Samardzic hielt trotzdem an seinen Plänen fest, was der stellvertretende kosovarische Regierungschef Hajredin Kuci einer Meldung der slowenischen Nachrichtenagentur STA zufolge als "Provokation" bezeichnete.

Die UNO-Mission verlange von der serbischen Regierung, ihre exekutive Gewalt entsprechend der UNO-Resolution Nummer 1244 in allen Bereichen - Sicherheit, Justiz, Zoll und anderes - auf dem gesamten Gebiet des Kosovo zu respektieren, betonte Rücker. Die UNMIK sei für den ganzen Kosovo verantwortlich.

Die serbischen Demonstranten hatten vergangene Woche die Angehörigen der Kosovo-Polizei und des Zolldienstes von den zwei Grenzübergängen im Nordkosovo vertrieben und die Anlagen demoliert. Das UNMIK-Gericht in Mitrovica, wo auch albanisches Personal tätig war, musste wegen alltäglicher Proteste ehemaliger serbischer Justizbeamter ebenfalls die Arbeit vorläufig einstellen. Wegen der feindseligen Einstellung der serbischen Bevölkerung entschloss sich vorige Woche auch die EU-Mission dazu, ihre Mitarbeiter aus dem Nordkosovo abzuziehen. Missionsleiter Pieter Feith betonte jedoch, dass diese Maßnahme nur vorübergehender Natur sei und die EU weiterhin daran festhalte, auf dem gesamten Gebiet des Kosovo tätig zu bleiben. (APA)