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In Europa spiele der Patente-Wegfall eine weniger starke Rolle als in den USA.

Foto: AP/Lennihan
Frankfurt - Die nächste Übernahmewelle in der Pharmabranche dürfte nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) von den USA ausgehen. Die US-Arzneimittelhersteller seien in den kommenden Jahren viel mehr als ihre europäische Konkurrenz davon betroffen, dass Patente bei wichtigen Medikamenten ausliefen, sagte Pharma-Kreditanalyst Olaf Tölke am Montag in Frankfurt.

Deshalb steige bei ihnen die Wahrscheinlichkeit für Zukäufe. In den nächsten fünf Jahren dürften die führenden Pharmaunternehmen, allen voran der Branchenprimus Pfizer, wegen auslaufender Patente zwischen 14 und 41 Prozent ihres Umsatzes verlieren, schätzt S&P. "Vor allem die Jahre ab 2010 sind betroffen", sagte Tölke.

Europa weniger betroffen

In Europa spiele diese Entwicklung allerdings eine weniger starke Rolle als in den USA. Dort wird Sanofi-Aventis mit am stärksten von Umsatzeinbußen wegen des Wegfalls von Patenten betroffen sein. Bei den Franzosen laufen bis 2012 Patente von Medikamenten aus, die einen Anteil von gut einem Drittel an den Erlösen haben. Bei Pfizer betrifft es sogar einen Umsatzanteil von rund 41 Prozent.

Die deutschen Konkurrenten Merck und Bayer sind nach Einschätzung Tölkes dagegen beim möglichen Nachschub von neuen Medikamenten besser aufgestellt. "Von der Pipeline her muss in Europa keiner was machen", sagte Tölke. Insgesamt seien die Fundamentaldaten der europäischen Pharmaindustrie weiterhin stabil.

Geringe Konzentration

Für weitere Übernahmen spricht Tölke zufolge, dass die Konzentration in der Branche vergleichsweise noch eher gering sei. Die weltweit führenden zehn Pharmakonzerne kämen zusammen gerade einmal auf einen Umsatzanteil von etwas mehr als 43 Prozent. In anderen Industriezweigen wie der Automobilbranche liege diese Anteil dagegen bei fast 80 Prozent. Dazu komme, dass bei den Zulassungen neuer Wirkstoffe und biotechnologischer Substanzen der Trend seit Jahren nach unten zeigt.

Grund sei unter anderem der schärfere Zulassungsprozess bei den Behörden, so dass es den Unternehmen nicht leicht falle, Patentausfälle angemessen auszugleichen. So wurden laut S&P im vergangenen Jahr lediglich 19 neue Substanzen zugelassen nach 22 im Jahr 2006. Zum Vergleich: 1997 waren es immerhin noch 39 Wirkstoffe gewesen, 1998 noch 30. (APA/Reuters)