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Triumph ist bei Dessous in Österreich nach eigenen Angaben Marktführer vor Palmers – und größter Textilhersteller. Die Produktion von Büstenhaltern sei alles andere als leicht: Ein BH könne aus bis zu 64 Teilen bestehen. Gearbeitet werde mit fragilen Stoffen im Millimeterbereich.

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Der Dessous-Riese Triumph International eröffnet heuer 17 neue Filialen in Österreich. Ziel sind mehr als 120 Shops. Wichtigstes Standbein bleibt aber die Unterwäscheproduktion. Triumph versucht fünf österreichische Fertigungen mit 2200 Mitarbeiter zu halten. Das Geschäft mit der Reizwäsche ist hart. 2007 gab es laut Konzernchef Axel Dreher dennoch Gewinne.

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Wiener Neustadt – Der Unterwäsche-Riese Triumph spannt ein dichtes Filialnetz über Österreich. Der Schweizer Familienkonzern hat die Zahl seiner Shops im Zuge des Kaufs von Gazelle-Läden seit 2006 auf 81 mehr als verdoppelt; 18 sind an Franchisenehmer vergeben. Bis Dezember werden 17 weitere Standorte eröffnet, mittelfristig sollen es mehr als 120 werden, sagte Axel Dreher, Vorstand von Triumph International, dem STANDARD. Von Österreich aus baut er zudem Läden in Slowenien und Kroatien auf.

Der Dessous-Hersteller hofft damit seine eigenen Marken besser auf dem umkämpften Markt zu positionieren. Denn klassische Einzelhändler werden immer weniger, stattdessen werfen sich Textilketten und Branchenfremde in den Kampf ums Leiberl.

Triumph sucht Lagen bis 150 Quadratmeter in allen größeren Bezirksstädten. Die nächsten Shops eröffnen unter anderem in Mödling, Feldkirchen in Kärnten, Kirchschlag und Wieselburg. Parallel dazu gibt es gut 800 Handelspartner.

91 Prozent Frauen

Das Filialgeschäft ist für Triumph in Österreich dennoch nur ein kleines Standbein, denn die Gruppe lebt von der Produktion: 2200 Mitarbeiter fertigen an fünf eigenen Standorten Büstenhalter und Unterwäsche für die Hauptmarken Triumph, Sloggi, Valisère und Hom. Allein in Wiener Neustadt arbeiten 1200 Mitarbeiter, 91 Prozent sind Frauen. Dazu kommen Nähereien in Hartberg, Aspang, Oberpullendorf und Oberwart. Das Werk Kirchschlag sperrte 2003 zu. "Wir versuchen alle Standorte zu halten", sagte Dreher. Ob auf Dauer, sei schwer vorhersehbar. Entscheidend sei, wie gut es gelinge, die Prozesse weiter zu verbessern. Der interne Wettbewerb – Triumph produziert weltweit in 20 Ländern – sei hart, Österreich gelte aber als Vorreiter für neue Technologien. "Wir haben unsere Produktivität im Vorjahr um 17 bis 25 Prozent gesteigert", rechnet der gebürtige Schwabe vor, bis 2010 will er die Durchlaufzeiten noch einmal halbieren.

Die österreichische Textilindustrie ist aus seiner Sicht Hochtechnologie pur. Er komme aus der Autobranche, "ich weiß, was High-Tech ist". Es störe ihn, dass die Politik die Textilindustrie noch immer ins Eck der sterbenden Branchen stelle. "Das wird noch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung." Dreidimensionale Textilien zu fertigen, sei höchst aufwendig, betonte Dreher. Ein BH etwa bestehe oft aus 64 Teilen. Bis zu hundert Lagen würden auf einmal geschnitten. Das Material sei fragil, gearbeitet werde im Millimeterbereich, und die Passform täglich an Models kontrolliert.

Triumph kaufe Vormaterial überwiegend in Vorarlberg ein. Ein Drittel der Nähkapazität sei im eigenen Haus, für den Rest sorgten Partnerbetriebe in Osteuropa. Mehr als 90 Prozent der österreichischen Produktion gehen in den europaweiten Export.

Der Konzern ist seit 1959 in Wiener Neustadt vertreten. Seit 2002 ist der Standort Logistikdrehscheibe: 85 Mio. Wäschestücke gehen von hier aus nach Europa. 60 Mio. davon kommen aus den eigenen Werken.

Triumph hat im Vorjahr in Österreich laut Dreher mehr als 300 Mio. Euro umgesetzt. 2006 gab es laut Bilanz Verluste in Höhe von rund sechs Mio. Euro. Grund dafür seien interne Umstellungen gewesen. 2007 aber habe Triumph in Österreich operativ wieder durchwegs Gewinne erzielt. Der Konzern ist in Schweizer Familienhand mit Wurzeln in Deutschland. Seine 42.000 Mitarbeiter setzen weltweit rund 1,9 Mrd. Euro um.

Leicht ist das Dessous-Geschäft in Österreich nicht. Im Schnitt kauft eine Österreicherin 1,8 Stück BH im Jahr, eine Amerikanerin kommt auf mehr als das doppelte. Aber auch bei den Männern gebe es einigen Aufhol- und Aufklärungsbedarf, seufzte Dreher. Seit kurzem gibt es für sie daher einen eigenen Wäscheratgeber. "Wir versuchen den Männern bewusst zu machen, dass das Drunter genau so wichtig ist wie das Drüber." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.02.2008)