Deutschlands Koalitionspartner mögen einander nicht. Lieber heute als morgen möchten CDU und SPD aus diesem ungeliebten Bündnis ausbrechen. Dennoch spielten beide Seiten bis jetzt voller Eifer Koalitions-Mikado: Wer sich als Erster bewegt, hat verloren - weil er der "Verräter" ist.

Einerseits geht man sich im dritten Jahr des Zusammenseins fürchterlich auf die Nerven. Andererseits wachten beide Seiten bisher eifersüchtig, ob der andere seine Fühler auch ja nicht nach einem neuen Partner ausstreckt. Doch nun, nach der Hamburger Wahl, fallen die Hemmungen. Was man vorher nur hinter vorgehaltener Hand diskutieren durfte, ist jetzt bei der CDU möglich: eine Koalition mit den Grünen. Und die SPD vollzog am Montag mit ihrer Öffnung zur Linkspartei jenen Schritt, den ihr Chef Kurt Beck schon gar nicht mehr erwarten konnte.

Zwar ist es von Beck äußerst unklug und auch ziemlich dreist, nach einer Wahl bezüglich der Linkspartei völlig anderer Meinung als vorher zu sein. Dieses Gezerre in Hessen zeigt ja auch, wie schwer sich die SPD mit den Linken tut. Wesentlich besser wäre es gewesen, die Debatte über Kooperationen sachlich und in Ruhe zu führen - und nicht mitten in einem Wahlkampf.

Grundsätzlich aber ist es richtig, dass sich SPD und CDU in den Ländern nach neuen Partnern umsehen. Wer dauernd betont, dass er die große Koalition nicht mehr will, sollte - anstatt in ewigem Jammern zu verharren - an eine Alternative denken.

Peinlich ist es allerdings, wenn derlei neue Farbenspiele nur aus der Kiste geholt werden, wenn es um den Machterhalt geht. Von gemeinsamen Zielen spricht ohnehin keiner mehr. Inhalte kommen nur noch als Differenzen vor, die halt irgendwie überwunden werden müssen. Das mag zwar kurzfristig die Tür zum Zimmer des Ministerpräsidenten oder Bürgermeister öffnen. Langfristig aber vergrault man damit die Wähler ebenso wie mit einer dauernd grantigen großen Koalition. (Birgit Baumann, DER STANDARD, Printausgabe 26.2.2008)