Johann Ertl (l.) und Erich Rainbacher, Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse: Allzeit-Rekord bei neu abgeschlossenen "Bausparern".
(Foto: pressefotos.at/Thomas Preiss)

Foto: pressefotos.at/Thomas Preiss
Eine klare Empfehlung an die Politik, die seit 1999 nicht mehr angehobene Bemessungsgrundlage von 1.000 Euro beim Bausparen anzuheben, gab Erich Rainbacher, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse, am Dienstag ab. "Eine rasche Dynamisierung der Bemessungsgrundlage auf 1.200 Euro ist jetzt dringend geboten, damit die Bausparkassen den Finanzierungswünschen der Kunden weiterhin nachkommen können", so Rainbacher auf einer Pressekonferenz.

Die Anhebung auf 1.200 Euro würde einen Inflationsausgleich bedeuten; nach Berechnungen der Raiffeisen-Experten müsste die Bemessungsgrundlage nämlich mittlerweile bei 1.236 Euro liegen. Rainbacher erwartet sich dadurch zudem eine Mehrfinanzierungsleistung für den Wohnbau in Höhe von 600 Millionen Euro, was zusätzliche 14.000 Arbeitsplätze im Wohnbau sichern helfen würde. Eine Anhebung der Förderobergrenze würde im Übrigen lediglich Mehrkosten von zwölf bis 15 Millionen Euro verursachen.

Bausparen beliebt

Bausparen erfreue sich weiterhin unumschränkter Beliebtheit, alle vier österreichischen Bausparkassen gemeinsam hätten 2007 3,5 Milliarden Euro an Finanzierungsleistung erbracht, so Rainbacher weiter. Beim von Fessel+Gfk erstellten "Stimmungsbarometer 2007" für Spar- und Anlageformen lag Bausparen mit 49 Prozent unangefochten an der Spitze, vor dem Sparbuch (43%) und der Lebensversicherung (28%).

Ein Grund dafür sei auch, dass das Interesse an Fremdwährungskrediten merklich abgeflaut ist, so der Raiffeisen-Bausparkassen-Chef. Dabei könne sich auf längere Sicht gesehen das hohe Volumen an endfälligen Fremdwährungskrediten bei privaten Kreditnehmern (72 Prozent mit Tilgungsträger gegenüber 15 Prozent mit laufender Tilgung) als problematisch herausstellen. In sechs bis sieben Jahren werde hier "die Stunde der Wahrheit kommen", so Rainbacher. Die Bausparkassen sollten dann "für notwendige Umschuldungen von Fremdwährungskrediten gerüstet sein", nicht zuletzt aus diesem Grund sollte die Bemessungsgrundlage erhöht werden.

Gutes Jahr für Raiffeisen

Die Raiffeisen Bausparkasse konnte im Vorjahr mit 308.400 neu abgeschlossenen Bausparverträgen und einem Plus von zwölf Prozent einen Allzeit-Rekord in ihrer 47-jährigen Geschichte einfahren. Die Finanzierungsleistung für den Wohnbau stieg um 8,3 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro, dies bedeute einen Marktanteil von 32 Prozent, so Rainbacher. Das Finanzierungsvolumen für den Wohnbau habe sich damit in den letzten fünf Jahren verdoppelt.

Stark zugenommen habe auch die Nachfrage nach Sanierungsdarlehen. Waren 1997 noch 63 Prozent der Darlehen für Neubau oder Kauf aufgenommen worden, der Rest für Sanierung, so habe sich dieses Verhältnis mittlerweile genau umgekehrt; nach Volumen betrachtet werde für Neubau oder Kauf aber naturgemäß immer noch mehr als die Hälfte der Darlehen verwendet.

Neues Produkt für Sanierer

Mit der so genannten "Prima-Klima-Bausparfinanzierung" hat die Raiffeisen Bausparkasse kürzlich eine "Öko-Darlehensaktion" ins Leben gerufen. Dabei wird für den energiesparenden Neubau und für spezielle Sanierungsmaßnahmen das Bauspardarlehen zu einem um zehn Prozent niedrigeren Zinssatz angeboten. Voraussetzung ist ein Heizwärmebedarf von maximal 65 kWh/m²/Jahr. Dass dieser Grenzwert nicht etwas "ambitiöser" ausgefallen ist, erklärt Rainbacher damit, dass man sich an den Wohnbauförder-Richtlinien der Bundesländer orientieren musste und deshalb den "kleinsten gemeinsamen Nenner" gesucht habe.

Aktiv in Osteuropa

Mit Niederlassungen in Tschechien, Kroatien, Rumänien und der Slowakei sei die Raiffeisen Bausparkasse mittlerweile auch die "erfolgreichste österreichische Bausparkasse im Ausland", betont Johann Ertl, der in der Geschäftsführung der Raiffeisen Bausparkasse für den Beteiligungsbereich verantwortlich zeichnet. Mit 363.000 neu abgeschlossenen Verträgen übertrafen die Auslandsgeschäfte im Vorjahr sogar das Neugeschäft in Österreich.

In der Slowakei, in Rumänien und Kroatien sei man Marktführer, in Tschechien werde man nach der (Anfang dieses Monats auch von der tschechischen Kartellbehörde genehmigten) Fusion mit der Hypo Bausparkasse auf Rang drei vorstoßen, so Ertl weiter. In allen vier Ländern nehme die Förderung des Wohnungsneubaues, vor allem die Forcierung leistbarer Wohnungen, eine zentrale Stellung ein. (Martin Putschögl, derStandard.at, 26.2.2008)