67 Prozent der Österreicher sprechen sich in einer am Montagabend durchgeführten market-Umfrage gegen vorgezogene Wahlen aus, nur 23 Prozent sind dafür. Die ÖVP- und Grün-Präferenten sind etwas überdurchschnittlich unter den Gegnern von Neuwahlen vertreten, aber auch unter den erklärten Sozialdemokraten wünscht sich nur etwas mehr als jeder Vierte, dass es zu Wahlen kommt. Acht Prozent der Österreicher sind unentschlossen, zwei Prozent wollten die Frage gar nicht beantworten.

Diese Ergebnisse decken sich tendenziell mit einer ähnlichen OGM-Umfrage für den ORF-„Report“: Bei OGM waren 49 Prozent klar gegen Neuwahlen, 40 Prozent dafür.

Da fragt sich, was die Aussagen von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der in der Fernseh-„Pressestunde“ am Sonntag die Koalition an einem „Scheideweg“ gesehen hat, bewirkt haben. Und genau diese Frage hat auch market den 501 für diese Umfrage repräsentativ ausgewählten Österreichern gestellt.

Dabei zeigt sich: Die Aussagen des Bundeskanzlers dienen nach Meinung von knapp zwei Dritteln ausschließlich der eigenen Profilierung, nur 47 Prozent denken, dass es ihm (auch) um die Interessen der Österreicherinnen und Österreicher geht.

28 Prozent meinen explizit, dass es Gusenbauer darum ginge, von der Schwäche der SPÖ abzulenken. Diese Schwäche ist nach den market-Daten nach wie vor gegeben. In der (hochgerechneten) Sonntagsfrage zeigt sich nämlich: Die SPÖ liegt mit 33 Prozent weiterhin zwei Prozentpunkte hinter der ÖVP (35), die FPÖ liegt ebenfalls stabil bei 15 Prozent. Grüne mit 14 und BZÖ mit kleinen Schwankungen dahinter.

„Dieses Ergebnis vom 25._Februar ist praktisch unverändert gegenüber der vorherigen Umfrage vom 11. Februar“, sagt market-Geschäftsführer David Pfarrhofer. Er verweist allerdings auf eine andere Frage, die für Wahlforschungen immer wichtiger wird: „Wir haben auch erhoben, ob die Befragten wirklich zur Wahl gehen würden, wenn eine Neuwahl ausgeschrieben würde – und da zeigt sich, dass nur 62 Prozent jedenfalls wählen würden, weitere 14 Prozent ‚eher schon‘. Aber erfahrungsgemäß bildet die Zahl der sicher zum Wählen entschlossenen Befragten am besten die spätere Wahlbeteiligung ab.“

Steuerreform-Sorge

Keine großen Erwartungen gibt es an die Inhalte der Steuerreform: 23 Prozent meinen, „sicher nicht“ zu profitieren, 49 Prozent meinen, „eher nicht“ zu profitieren, wenn das kommt, was Alfred Gusenbauer angekündigt hat. Besonders groß ist die Skepsis bei Jungen und höher Qualifizierten. Eine Mehrheit von 69 Prozent meint mehr oder weniger deutlich, dass es im kommenden Jahr noch keine Steuerreform geben wird. Diese Skepsis zieht sich durch die Anhängerschaften aller Parteien. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 27.2.2008)