Wer spricht, muss stehen bleiben: "Teenager außer Kontrolle".

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Wien - "Normale" Eltern, die ihre "normalen" Kinder das erste Mal allein auf Urlaub schicken, sagen: "Pass gut auf dich auf!" Oder: "Ruf an, wenn du ankommst." Oder einfach: "Ich hab' dich lieb."

Eltern von Problemkindern sagen: "Der Nazi von heute läuft nicht mehr so rum wie du." Oder: "Vielleicht macht's ja doch noch ,klick'." Oder einfach - und sehr aufrichtig: "Ich bin froh, dass er jetzt weg ist."

Acht missratene Halbwüchsige schickt RTL ab Mittwoch in sieben Folgen nach Amerika. Mit Erziehungstherapeuten und einem steinschweren Rucksack am Buckel marschieren sie durch die Wüste Oregons, weil: "Die Natur ist der beste Therapeut." Sagt Annegret Noble, die Leiterin des Camps. Zu tun gibt es für sie und ihre Kollegen jedenfalls einiges. Andreas hat mehr als 50 Einbrüche begangen. Oder Pascal: Der raucht so ziemlich alles, was ihm in die Finger kommt. Dzeneta verprügelt Mitschüler und Lehrer, Neonazi Kurt sammelt Waffen, David, der Schutzgeld von seinen Schulkameraden kassiert. Keiner von ihnen ist älter als 17.

Doch bevor es so weit ist, müssen die Jugendlichen Kleidung, Schmuck, Handy und Zigaretten abgeben: Eine Forderung, die auf Widerstand stößt. Die ersten rufen nach ihrer daheim so verhassten Mama.

24 Stunden schlaflos

In der Wüste angekommen, gibt es die ersten 24 Stunden keinen Schlaf: Wer nicht folgt, darf sich auch nicht niederlegen. Irgendwann gehen sie dann doch los, drohen unter dem schweren Gewicht umzukippen und maulen unentwegt. Was schlecht ist, denn: Wer beim Gehen spricht, muss am Abend fünf Minuten Strafstehen.

Aber nicht nur die Natur zeigt den Teenagern, wo der Bartl den Most herholt, auch die Crew geht nicht zimperlich mit ihnen um. Wenn einer der lieben Kleinen wieder mal ausflippt, dreht ihm Annegrets Kollege zwischendurch den Arm um, sodass er in die Knie geht. Bleibt er dann liegen, streichelt Annegret zur Belohnung über den Rücken des Disziplinierten: Gut gemacht!

Freude am Erziehen boomt: Die gute Schule begann mit der "Supernanny", aber die oberlehrerhaften 08/15-Anleitungen, wie man quengelndem Nachwuchs und inkonsequenten Eltern Benehmen im trauten Heim beibringen kann, haben sich abgenutzt. Es braucht schon schwerere Verfehlungen, um der momentanen televisionären Lieblingsbeschäftigung zu entsprechen: Aufbauen, was kaputt war, damit es danach wieder hübsch anzusehen ist.

Wobei: Die Rabauken haben Chancen auf Besserung. Immerhin haben sie noch daheim RTL bereitwillig das Theater vorgeführt, das sie in die Wüste gebracht hat: Schreien, Fluchen, zugeknallte Türen und Rangeleien. Das Experiment wird gelingen. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 27.2.2008)