Grünlilie
baut Formaldehyd ab und auch Nikotin

Formaldehyd entweicht z.B. aus Pressholzprodukten, Papierwaren und Bodenversiegelungen

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Efeutute
baut Formaldehyd und Benzol ab

Benzol kommt in vielen Farben, Plastik- und Gummiartikeln vor

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Efeu
baut Benzol und Trichlorethylen ab

Trichlorethylen ist z.B. ein Bestandteil von Druckfarben, chemischen Reinigungsmitteln und Lacken

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Birkenfeige
Bei ihr müssen Latex-Allergiker aufpassen

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Zur Person
Manuela Lanzinger ist bei "die umweltberatung" zuständig für Umweltbildung und Fachberatung zu Zimmerpflanzen und ätherischen Ölen

Foto: "die umweltberatung"

derStandard.at: Wie machen sich Grünpflanzen für die Gesundheit positiv bemerkbar?

 

Lanzinger: Wenn man die positiven Wirkungen insgesamt mit 100 Prozent annimmt: das Wohlfühlen und die Arbeitszufriedenheit machen den Großteil mit 55 Prozent aus, 30 Prozent die Verbesserung des Raumklimas, acht Prozent die Reduktion der Staubbelastung, sechs Prozent die Schalldämmung und ein Prozent die Filterung von Schadstoffen. So tragen sie zur Gesundheitsförderung bei.

derStandard.at: Warum ist der Wohlfühlfaktor so hoch?

Lanzinger: Grün ist eine Farbe, die beruhigend wirkt. Psychologen gehen davon aus, dass die Sehnsucht nach der Natur weiterhin in uns ist und wir uns durch die Zimmerpflanzen einen Teil der Natur holen. Es gibt außerdem sehr viele Studien, die eindeutig belegen, dass Menschen in begrünten Büros konzentrierter arbeiten, sich wohler fühlen und auch Kinder lieber in begrünte Schulen gehen. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhigt die Farbe Grün das Nervensystem und senkt den Blutdruck.

derStandard.at: Der psychische Aspekt ist also hoch.

Ja, der spielt die größte Rolle. Bei einer deutschen Studie aus dem Jahr 2002 wurde festgestellt, dass die Menschen in begrünten Büros weniger krank sind und auch eine bessere Arbeitsleistung bringen, weil sie weniger gestresst sind. (studienabstracts plants for people)

derStandard.at: Warum tragen die Pflanzen zur Staubreduktion bei?

Lanzinger: Die Pflanzen geben Wasserdampf ab, deswegen bindet sich auf den Blättern auch Staub aus der Raumluft. Daher wird die Staubbelastung in der Luft des Innenraums weniger. Andererseits wird der Staub durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit auch schwerer und fällt zu Boden, daher hat man auch weniger Staubpartikel in der Luft. Die Luftfeuchte wirkt also doppelt.

derStandard.at: Stichwort Raumklima: Was ist das ‚Sick Building Syndrom’?

Lanzinger: Dieses Syndrom tritt vor allem in Büros mit Klimaanlagen auf, der Begriff kommt aus Amerika. Leute in klimatisierten Räumen klagten immer mehr über trockenen Haut, Hustenreiz, Hals- und Kopfschmerzen.

Die Ärzte haben diese verschiedenen Symptome zusammengefasst unter dem Namen Sick Building Syndrome. Mittlerweile ist man drauf gekommen, dass Pflanzen als natürliche Klimaanlage besser sind und als Luftbefeuchter wirken.

derStandard.at: Tragen Grünpflanzen tatsächlich zur Schadstoffreduktion bei? Wird zum Beispiel auch Nikotin abgebaut?

Lanzinger: Es ist nachgewiesen worden, dass die Pflanzen tatsächlich Schadstoffe wie Benzol, Formaldehyd, Kohlenmonoxid und auch Nikotin (durch die Grünlilie, Anm.) abbauen können. Nikotin können vor allem die mit der Pflanze vergesellschafteten Wurzelmikroben abbauen. Dazu gibt es Untersuchungen, zum Beispiel an der Uni Köln und an der FH für Gartenbau in Weihenstephan.

derStandard.at: Sind die Untersuchungsergebnisse einheitlich?

Lanzinger: Die Studien sind hinsichtlich der Wirkung sehr unterschiedlich. Es gibt auch eine Studie in Australien, die den Abbau von 50 bis 70 Prozent an Schadstoffen nachgewiesen hat. Laut einer deutschen Studie braucht man drei große Pflanzen um die Emissionen einer Spanplatte in der Größe von einem Quadratmeter abzubauen. Ich halte mich lieber an ein Prozent bei der Gesamtwirkung.

derStandard.at: Lagern die Pflanzen diese Schadstoffe dann wieder ein?

Lanzinger: Nein. Sie bauen die Schadstoffe tatsächlich ab. Entweder mit den Enzymen in ihren Blättern oder den Enzymen in den Wurzelmikroben.

derStandard.at: Gibt es Ausnahmen, können Pflanzen im Innenraum auch schädlich sein?

Lanzinger: Im Schlafzimmer sollte man duftende Pflanzen vermeiden, weil Allergien gegen Duftstoffe aufkommen können. Empfehlenswert für Schlafräume sind beispielsweise Bromelien oder Orchideen, weil sie nachts Kohlendioxid aufnehmen. Pollenallergiker sollten vorsichtig sein bei blühenden Pflanzen. Latex-Allergiker können auf die Birkenfeige (Ficus Benjamina) allergisch reagieren - nicht nur durch Berührung sondern auch über die Atemluft. Es kann sein, dass ein bisschen von dem Blattsaft freigesetzt wird, er sich mit der Luft verbindet und eingeatmet wird.

derStandard.at: Was ist mit Schimmel?

Lanzinger: Bildet sich ein Schimmelrasen, sollte man die obere Schicht abkratzen bzw. es gar nicht so weit kommen lassen und weniger gießen. Schimmelpilzsporen können auch Allergien hervorrufen. Ein Tipp: Man kann zwei bis drei Zentimeter Sand auf die Oberfläche streuen. Beim Düngen sollte man aus Umweltschutzgründen organischen Dünger verwenden.

derStandard.at: Worauf sollte man achten, wenn man Kinder hat?

Lanzinger: Kinder sollten Pflanzen nicht in den Mund nehmen, man kann sie eventuell höher stellen. Aronstabgewächse (z.B. Baumfreund (Philodendron) und die Dieffenbachien (Dieffenbachia) haben in den Blättern Nadeln, Schleimhäute können sich leicht entzünden, wenn Kinder die Blätter im höheren Ausmaß in den Mund stecken. Das passiert auch eventuell bei den Wolfsmilchgewächsen (enthalten Latex-Milchsaft).

Allerdings ist es nicht akut gefährlich, wenn es einmal doch passiert. Blumenzwiebeln sollte man auch nicht in der Küche lagern wegen der Verwechslungsgefahr - die Amaryllis hat zum Beispiel reizende Stoffe in den Zwiebeln.

derStandard.at: Es gibt den Trend zu essbare Blüten. Worauf sollte man dabei achten?

Lanzinger: Dagegen ist nichts zu sagen, Blüten machen optisch einen guten Eindruck und es gibt viele Blüten, die sehr gut schmecken. Wichtig ist allerdings, dass man gute Pflanzenkenntnisse besitzt, wenn man selbst sammelt. Baut man selber im Garten an, sollte man unbedingt biologisch düngen. (Marietta Türk, derStandard.at)