Jeder, der in den letzten Jahren einen elektrischen Haushaltshelfer gekauft hat, kennt es: Das bunte Energiepickerl, das auf Kühlschränken, Waschmaschinen und Geschirrspülern angebracht ist. Darauf ist der Energieverbrauch in den Klassen A (niedriger Verbrauch) bis G (hoher Verbrauch) ausgezeichnet. Dazu kommen zusätzliche Informationen über Wasserverbrauch und Lautstärke. Das ist schön und gut, aber kaum jemand weiß, was das genau für die eigene Nutzung – und nicht zuletzt für die Umwelt – bedeutet; nicht zu sprechen von der Frage, wie die Kosten des Produkts in Relation zum Energieverbrauch und den laufenden Betriebskosten zu bewerten sind.

Dass es sinnvoll ist, Strom zu sparen, daran zweifelt wohl niemand. 67 Prozent der Käufer von Haushaltsgeräten sehen sich sogar "verpflichtet", energieeffiziente Maßnahmen umzusetzen, wie eine aktuelle Studie der Energieallianz Austria (EAA) besagt. Schließlich geht es um einiges: Laut Experten lassen sich bei einer Optimierung des Stromverbrauchs von Haushaltsgeräten bis zu 150 Euro im Jahr einsparen. Das Problem dabei ist bloß: Ein Großteil der stromsparwilligen Kunden weiß nicht, wie.

Dieses Informationsdefizit soll künftig direkt im Elektrofachhandel ausgeräumt werden. Neben der Auskunft über technische Details von Fernseher, Stereoanlage oder Kühlschrank sollen die Verkäufer beim Beratungsgespräch auch Infos darüber geben, wie viel Energie das jeweilige Gerät frisst und wie es am besten behandelt wird, um den Stromverbrauch möglichst gering zu halten.

"Der klassische Energieberater muss ein breites Feld abdecken, das von der thermischen Sanierung über Fenster und Heizung bis zum Warmwasser reicht", schildert Robert Dunkl, der für die Wirtschaftskammer Österreich die Schulungsinitiative "Stromsparmeister" leitet. "Die von uns geschulten Elektrohändler sind dagegen auf alles spezialisiert, was im normalen Haushalt mit Strom zusammenhängt, also Unterhaltungselektronik, Kommunikationstechnik und Haushaltsgeräte."

Eingebunden in das von der Fachgruppe Elektrohandel der Wirtschaftskammer initiierte Projekt sind auch die heimischen Energieversorger – die per EU-Auflage verpflichtet sind, ihre Kunden über Energiesparpotenziale zu informieren. Unterstützung kommt von der Klimaschutzinitiative klima:aktiv des Lebensministeriums und der Österreichischen Energieagentur. Die Resonanz auf die seit Oktober vergangenen Jahres laufende Aktion sei "sehr gut", berichtet Oberstromsparmeister Dunkl. "Es gibt viele Verkäufer mit jahrelanger Branchenerfahrung, die das Wissen haben, aber es nicht weitergeben können", erklärt der Leiter der Beratungsinitiative.

800 Personen hätten die Schulung bereits durchlaufen, 500 "typische Elektrofachbetriebe" seien beteiligt. Gemeint sind damit kleinere Unternehmen – die großen Elektromärkte zögern noch, an der (freiwilligen) Aktion teilzunehmen. Denn Voraussetzung für eine Zertifizierung als "Stromsparmeister"-Betrieb ist, dass zumindest ein Viertel des Verkaufspersonals den Energieberaterkurs durchläuft. Bereits in Verhandlung mit der Wirtschaftskammer ist die Firma Cosmos, die 200 ihrer 800 Verkäufer schulen müsste. Von der Saturn/Media-Markt-Gruppe gibt es keine Auskunft.

Als Hilfsmittel dienen dem Stromsparmeister "Stromsparbücher", die sukzessive an alle Haushalte verschickt werden und in die wesentliche Daten zu den eigenen Elektrogeräten eingetragen werden können. Der Stromsparmeister berechnet daraus, wie viel Strom, CO2 und Geld man sich ersparen könnte – etwa wenn man sich ein neues Modell zulegt. Die Basisdaten ermittelt ein "Wattmeter", das kostenlos vom zertifizierten Elektrohändler ausgeliehen werden kann und zwischen Gerät und Steckdose geschaltet wird, um den Stromverbrauch zu messen.

Auf die Energieberatung gekommen ist nun auch ein Hersteller: Die Firma AEG lässt 20 ihrer Außendienstmitarbeiter zu Energiesparefrohs ausbilden, die mit Allgemeinwissen zu sauberer Energie und Energiehaushalten ausgestattet werden. "Es geht uns nicht nur um den Verkauf von technischen Geräten. Wir möchten Öko-Bewusstsein wirklich leben", versichert Martina Schnedl von AEG und fügt hinzu: "Das ist nicht nur ein Marketing-Gag." (Karin Krichmayr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.02.2008)