Und die Vorstellung, dass es da ein Schild gäbe, dass den Weg ins Grüne zeige, meinte er, wäre doch an sich fein. Gerade in der U-Bahn

Foto: derstandard.at/Rottenberg

Es war am Vormittag. Da rief G. an und bat mich, beim Weg aus der U-Bahn doch einmal nach oben zu sehen. Denn da gäbe es ein neues Logo - und im Schilderbabel des öffentlichen Nahverkehres kenne er sich mittlerweile nicht mehr so wirklich aus. Nicht zuletzt, weil er nicht so genau wisse, wo - und vor allem warum - man im 7. Bezirk zwischen Bäumen und Sträuchern Zuflucht suchen sollte.

Ich verstand nicht. Aber als ich dann beim Volkstheater aus der U3 stieg, richtete ich pflichtschuldig den Blick nach oben - und wäre trotzdem fast an dem Schild vorbeigewandert: wer schaut schon auf ein Notausgangschild, wenn er es nicht braucht?

Aber dann blieb mein Blick doch an dem grünen Viereck hängen. Weniger wegen des Bildinhaltes als wegen der Richtung, in der Pfeil wies: In den Tunnel hinein. Beim zweiten Blick sah ich dann, dass der Pfeil ja eigentlich auf den Baum und den Strauch hinwies. Und auf den dritten Blick war dann klar: Dass war kein offizielles Schild, sondern ein Aufkleber. Aber warum er gerade hier prangte und was genau er sagen sollte, verstand ich nicht.

Ich rief G. an. Der war fast ein bisserl enttäuscht: Er hätte, sagte er, sich da nämlich schon etwas zurechtgelegt. Und die Vorstellung, dass es da ein Schild gäbe, dass ihm den Weg ins Grüne zeige, meinte er, wäre doch an sich fein. Gerade in der U-Bahn. Gerade in einer Region, deren Grün-Anteil sich doch eher in Grenzen halte. Und gerade jetzt, wo die ersten Frühlingssonnenstrahlen ihn ins Freie lockten.

In jedem Fall, meinte G. dann, wolle er sich aber dem oder denjenigen bedanken, die den Aufkleber da angebracht hätten. Weil er ihn in der Früh kurz aus dem Alltags-Rushhourtrott geholt habe – und die Idee, statt ins Büro eben morgen dann irgendwohin zu fahren, wo es grün und sonnig sei, ihn seither nicht mehr los lasse. (Thomas Rottenberg, derStandard.at, 28. Februar 2008)