Bild nicht mehr verfügbar.

Der venezolanische Staatschef Hugo Chávez empfing die ehemaligen Geiseln und ihre Angehörigen am Mittwoch im Miraflores-Palast in Caracas. Die Geiseln bedankten sich bei Chávez.

Foto: Reuters/Carlos Garcia Rawlins

Bild nicht mehr verfügbar.

Die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt wurde vor sechs Jahren entführt.

Foto: AP
Die kolumbianische Guerilla Farc hat auf Betreiben des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez weitere vier Geiseln freigelassen. Die Politikerin Ingrid Betancourt sei dem Ende nahe, berichtete eine ehemalige Gefangene.

***

Caracas/Bogotá - Die Geiselübergabe war medial gut inszeniert. Der vom venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez als Anti-CNN gegründete Fernsehsender Telesur war mit einem Kamerateam vertreten. Auf den Bildern war dann zu sehen, wie die freigelassenen Geiseln, die früheren Abgeordneten Gloria Polanco, Luis Eladio Pérez, Orlando Beltrán und Jorge Eduardo Géchem, aus dem dichten Urwald auftauchen und auf einer Rodung den Vertretern des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) entgegengehen. Ihr Gesundheitszustand erschien auf den ersten Blick besser, als viele in Kolumbien befürchtet hatten.

Der Empfang der Geiseln durch den venezolanischen Innenminister Ramón Rodríguez Chacín und die oppositionelle kolumbianische Senatorin Piedad Córdobawar war ebenso herzlich wie der Abschied der Geiseln von ihren Bewachern. Eine Rebellin überreichte Polanco sogar einen Strauß Blumen. Dann verschwanden die Rebellen freundlich winkend wieder im Urwald.

Sie teilten aber mit, es werde vorerst keine derartigen Aktionen ohne Gegenleistung mehr geben. Die vier befreiten Geiseln wurden vom Süden Kolumbiens in die venezolanische Hauptstadt geflogen. In Caracas wurden die seit mehr als sechs Jahren entführten Ex-Parlamentarier von Angehörigen in die Arme genommen. Anschließend wurden sie von Chávez empfangen, der in der Geiselkrise des Nachbarlandes gegen den Willen des konservativen Präsidenten Alvaro Uribe weiter vermittelt hatte.

Alarmierende Berichte gab es über den sich verschlechternden Gesundheitszustand der früheren Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Die 46-Jährige werde von den Farc besonders schlecht behandelt und müsse dringend freigelassen werden, sagte die Ex-Geisel Pérez. Die Ex-Geisel Polanco berichtete, Betancourt leide unter akuter Gelbsucht und sei "dem Ende nahe". Der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderte Betancourts sofortige Freilassung. Es gehe um Leben oder Tod, er sei auch bereit, persönlich nach Kolumbien zu reisen, um an der Freilassung mitzuwirken.

Cordoba und Chávez hatten 2007 bereits im Auftrag Uribes zu vermitteln versucht. Der kolumbianische Staatschef hatte ihnen aber das Mandat wieder entzogen, weil sie Einzelheiten in die Öffentlichkeit getragen und Abmachungen nicht eingehalten hätten. Die Farc ließ dennoch als Anerkennung für die Dienste von Chávez und Cordoba am 10. Jänner die Politikerinnen Clara Rojas und Consuelo González frei. Die Hoffnungen auf den Austausch aller noch knapp 50 prominenten Farc-Geiseln gegen etwa 500 inhaftierte Guerilleros wird von politischen Beobachtern allerdings nur als gering eingeschätzt. Die Rebellen forderten dafür erneut die Demilitarisierung von zwei Gemeinden im Süden des Landes, was Uribe jedoch schon mehrfach kategorisch ablehnt hat.

Kolumbien ist weltweit eines der Länder mit den meisten Entführungen. Etwa 3000 Menschen befinden sich in der Gewalt von Rebellen, Paramilitärs oder normalen Kriminellen. Allein die Farc soll etwa 720 Menschen festhalten. Die freigelassenen Geiseln betonten, dass der Konflikt in Kolumbien nicht militärisch, sondern nur auf dem Verhandlungswege beendet werden könne. (Reuters, dpa, AP, red/DER STANDARD, Printausgabe, 29.2.2008)