"Köstlich", gleich hinter "Am Hof" in der Wiener Innenstadt, bietet vegane und vegetarische Hausmannskost. Schmeckt gut - und wird richtiggehend gestürmt.

Foto: Gerhard Wasserbauer
Miroslava Stojanovic ist wahrscheinlich die Köchin mit der größten Erfahrung der Stadt, was vegane und vegetarische Küche betrifft. Gut zwanzig Jahre stand die gebürtige Serbin der Küche des "Vegirant" in der Währinger Straße vor, jenes seit den 1970er-Jahren als Reformhaus cum Küche funktionierenden Hippie-Relikts an der Ecke zum WUK.

Das mag als Referenz nicht die beste sein, aber keine Sorge: Das neu eröffnete "Köstlich" in der winzigen Färbergasse hat nichts Selbstgestricktes an sich: Das helle Lokal, das Stojanovic mit ihren Söhnen Danilo und David sowie Schwiegertochter Sonja betreibt, hat große Fenster, eine Wand aus dunklem Schiefer, ein paar kleine Tische und eine Self-Service-Budel. Geboten werden täglich zwei verschiedene Suppen, zwei Hauptspeisen, zwei Kuchen und Desserts, zumindest die Hälfte davon vegan gekocht - also ohne jegliche tierische Produkte wie Milch, Honig, Eier. Das Besondere: Es schmeckt, nicht zuletzt im Vergleich mit anderen, ähnlich oberkorrekt bekochten Lokalen, wirklich gut.

Alles andere als lustlos

Sogar Haferflockensuppe, an sich ein Garant für sofortigen Appetitverlust, gerät der gebürtigen Serbin alles andere als lustlos: Cremig, mit ordentlich geröstetem Wurzelgemüse geschmacklich aufgeladen, sehr ordentlich. Noch besser ist aber die Topinambursuppe mit Zucchini ("nur" vegetarisch), eine köstliche Kombination, dicht, voll des zarten Artischocken-Aromas der Topinambur. Kichererbsengulasch mit Soja-Kartoffelschnitte (vegan) ist durchaus mutig gewürzt, wer es gern noch schärfer hat, bekommt einen Tiegel hausgemachten Pfefferoniragouts beigestellt - sehr sympathisch. Spinatlasagne mit Parmesan besticht durch fruchtige Paradeissauce. Auch das "Vegetarische Stroganoff" aus Seitan mit ordentlich Kräutern, Gurkerln und würziger Sauce schmeckt wie echtes Essen.

Dass es ausschließlich Dinkelkaffee gibt und auf Alkohol "aus Prinzip" verzichtet wird, stört den lebensfrohen Charakter des neuen Lokals nicht wirklich: Einerseits gibt es allerhand Tees aus dem Sonnentor-Sortiment, anderseits wird um 18.30 Uhr eh schon dicht gemacht. Frühstücken kann man auch, da kommt das wunderbare Brot vom "Mauracher Hof" (gibt's, wie allerhand Reformhaus-Zeugs, auch zum Mitnehmen) zu seiner Ehre. (Severin Corti/Der Standard/rondo/29/02/2008)