Balder: Ich weiß nicht. 40?
STANDARD: Auftaktfrage zu den 41. zehn Minuten: Wann waren Sie zuletzt im Musical?
Balder: "Buddy Holly", das liegt aber schon ein paar Jahre zurück. Ich mag Musicals sehr, weil ich ein Live-Verfechter bin. Unten zu sitzen und zu erleben, wie das alles funktioniert. Das ist wie bei einem Fußballspiel: ein himmelweiter Unterschied, ob man es live erlebt oder im Fernsehen sieht.
STANDARD: Am Anfang des Privatfernsehens stand "Tutti Frutti", heute gibt's Musical. Warum so bieder?
Balder: Privatfernsehen ist nicht bieder geworden, wenn man sich zum Beispiel die "Dschungelshow" ansieht. Es hat sich den Interessen der Zuschauer angepasst. Man sollte möglichst das machen, was die Zuschauer sehen wollen. Was das ist, weiß man im Vorfeld natürlich nicht. Deshalb gibt es auch so viele Flops. Hätte ich die Idee zu einer skandalösen Show, würde ich es sofort versuchen. Aber alles zu seiner Zeit. "Tutti Frutti" würde heute keinen mehr interessieren.
STANDARD: Was war damals anders?
Balder: Strippoker im Fernsehen zu spielen war neu. Dabei ist ja nichts passiert. Man hat außer einer nackten Damenbrust nichts gesehen. Heute wäre das völlig uninteressant. Standard: Strippoker im TV wäre doch bei der gegenwärtigen Pokerbegeisterung ein vielversprechender Weg?
Balder: Leute, die Poker schauen, tun das wegen des Spiels. Die anderen gehen in Table-Dance-Bars. Das würde im Fernsehen nicht funktionieren. Seit 50 Jahren heißt es "Sex Sells", aber wenn Sie so was im Fernsehen machen wollen, dann müssen Sie es knallhart angehen, aber das können die Privatsender nicht. Dafür gibt es einschlägige Sender, wo man richtig zur Sache gehen kann. Das hat aber mit Unterhaltung nichts mehr zu tun.
STANDARD: Angeblich funktionieren im Augenblick nur Fernsehshows mit hohem Anteil an Prominenz. "Ich Tarzan, du Jane" holte Popstar Phil Collins als Juror. Geht's wirklich nicht mehr ohne?
Balder: Zum Teil. In manchen Sendungen funktioniert es tatsächlich nur mit Prominenten, obwohl man "richtige" gar nicht mehr kriegt. Man muss sich meistens mit C-, D-, F- oder XY-Promis begnügen. Wir haben immer ein prominentes Jurymitglied. Ich denke, dass das auch funktionieren wird.
STANDARD: Woher kommt die Gier des Publikums auf prominente Darsteller? Unterhaltungsfernsehen scheint sich nur noch mit Society und Glamour aufputzen zu wollen.
Balder: Die Welt hat sich verändert. Wir sind inzwischen mit allen Erdteilen live verbunden und haben eine Vielfalt an Fernsehsendern. Je mehr man hat, um so mehr Promis braucht man. Na gut, dann sind auch welche dabei, von denen man sagt: Ich weiß eigentlich nicht, welchen Job der grade ausübt.
STANDARD: Promi-Paartanzen ist gegenwärtig besonders beliebt. Lust, mitzumachen?
Balder: Absolut nicht. Jede Form von körperlicher Betätigung ist mir fremd.
STANDARD: Mit Tanzen haben Sie aber schon Erfahrung. Sie moderierten einst einen Tanzmarathon. Wie war das?
Balder: Lang, aber da bin ich auch nicht rumgehüpft.
STANDARD: Seit fünf Jahren stellen Sie in "Genial daneben" verzwickte Wissensfragen an vier Berufskomödianten. Wird's langsam langweilig?
Balder: Aber überhaupt nicht! Die Fragen gehen uns nicht aus.
STANDARD: Und wo ist Hella von Sinnen bei "Ich Tarzan, du Jane"?