Nur leichte Entspannung bei der Inflation.

Grafik:Der Standard
Wien - Das Thema Inflation wird vermutlich weiterhin die politische Diskussion beherrschen, welche "Leichen im Keller" im Bawag-Prozess auch immer gefunden werden: Denn die Teuerung schwächte sich im Jänner 2008 nur geringfügig ab, die Inflationsrate bleibt mit 3,3 Prozent im Vergleich zum Jänner des Vorjahres auf einem hohem Niveau - weit über jenen zwei Prozent, die etwa die Ökonomen der Europäischen Zentralbank als gesund für eine Volkswirtschaft empfinden. Im Dezember lag die Teuerungsrate bei 3,6 Prozent.

Ein Drittel der Teuerung kommt durch den rasanten Preisauftrieb bei Lebensmitteln zustande: Laut Statistik Austria sei die in ihrem VPI (Verbraucherpreisindex) enthaltene Ausgabengruppe "Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" um 7,6 Prozent teurer geworden. Die Preise für Nahrungsmittel allein stiegen dabei sogar um 8,3 Prozent.

Auch die hohen Spritpreise wirken stark: In der Ausgabengruppe "Verkehr", die für ein Fünftel der Gesamtinflation verantwortlich war, zogen die Preise - vor allem wegen der rund 25 Prozent teureren Treibstoffe - um 5,5 Prozent an.

Die Teuerungen für "Wohnung, Wasser und Energie" bedingten im Jänner mit 2,8 Prozent nur noch ein Sechstel der Jahresinflation und nahmen daher nur noch den dritten Platz in der Preistreiber-Rangliste ein. Im Vorjahr war diese Ausgabengruppe meist der Hauptgrund für das starke Steigen der Inflation gewesen.

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein sieht den Rückgang im Vergleich zum Dezember um 0,3 Prozentpunkte "positiv", ließ er in einer Aussendung wissen. Der Dezemberwert in Höhe von 3,6 Prozent wäre "ein Ausreißer nach oben" gewesen. Der Minister hat wie berichtet Mitte Februar gemeinsam mit der Bundeswettbewerbsbehörde und den Energiemarktaufsehern der E-Control angekündigt, ein Maßnahmenpaket zur Dämpfung des Preisauftriebs zu entwickeln. Es beinhaltet unter anderem die Einbeziehung von Strom, Gas und Heizöl ins amtliche Preismonitoring und die Erstellung von Gutachten darüber, ob zusätzliche "Österreich-Faktoren" hierzulande der internationalen Inflation noch Auftrieb geben.

Die Verteuerung von Lebensmitteln hat nach Ansicht von Experten vor allem die Ursachen, dass es Trockenheit und Missernten in wichtigen Erzeugerländern wie Australien gegeben hat, dass landwirtschaftliche Flächen zunehmend für die Rohstoffproduktion für Agrarsprit verwendet werden sollen und dass die Nachfrage nach industriellen Milch-, Getreide- und Fleischprodukten aus Schwellenländern wie China und Indien steigt.

Man kann sich aber auf weitere Preissteigerungen gefasst machen: So erwartet die EU-Kommission, dass Milch in Europa noch einmal teurer wird - aufgrund gestiegener Produktionskosten. Unter derzeitigen Bedingungen sei es nicht möglich, die künftige Nachfrage nach Käse und Frischprodukten zu decken, sagte Thorkil Rasmussen, Milchexperte der EU-Kommission.

Molkereiprodukte und Eier verteuerten sich im Jänner in Österreich schon sehr stark, im Schnitt um 16 Prozent. Käse sogar um 22 Prozent, Vollmilch um 15 Prozent, Schlagobers um 19 Prozent, Sauerrahm um 18 Prozent und Joghurt um 13 Prozent.

Auch Bier wird vor der EURO noch einmal teurer: Marktführer Brau Union (Gösser, Zipfer, Puntigamer) kündigte an, das "in den nächsten Wochen" die Preise im Schnitt um fünf Prozent angehoben werden sollen. (Leo Szemeliker, DER STANDARD Printausgabe 01.03.2008)