Doch weder Jeannée noch ein Bullenhai verspüren auch nur einen Funken Schuldbewusstsein, wenn sie artgerecht ihrer Tätigkeit nachgehen, weshalb sich Ersterer verständnisvoll vor Letzteren wirft, um ihn vor Verfluchungen der Seinen seines Opfers zu schützen. Du Bestie, Du Killer, Du Fressmaschine, Du Ungeheuer Du? Nein, Bullenhai von Florida, Du bist nur ein - zugegeben monströser - Drei-Meter-Fisch, der in den Tiefen des Ozeans seinem Instinkt gefolgt ist, wie der Schreiber dem seinen in den Tiefen des Boulevards folgt, und - wie studierte Kenner Deiner Spezies nun formulieren - "artgerecht gehandelt und reagiert hat", als ihm Frischblut und Fleischfetzen vor sein gefräßiges Riesenmaul geschüttet wurden.
Und zwar von dem wahren, dem wirklichen Hai dieser schrecklichen Tragödie, der ein - menschlicher ist. Ein skrupelloser Profithai namens Jim Abernethy, seines Zeichens Skipper eines Tauchbootes, mit dem er wider besseres Wissen (da, wie lokale Zeitungen unisono berichten, von Fachleuten oftmals gewarnt) und gegen gebündeltes Bares Dich und Deinesgleichen "vorführt".
Konsequent wäre es unter diesen Umständen gewesen, Jeannée hätte seinen Brief an den skrupellosen Profithai Jim Abernethy adressiert, und ihm im Namen der Tierecke der "Kronen Zeitung" verboten, Fressmaschinen und ihresgleichen gegen gebündeltes Bares vorzuführen. Den Bullenhai, der sich artgerecht, also korrekt, verhalten hat, in eine Auseinandersetzung hineinzuziehen, die sich, genau genommen, zwischen einem Medienkarpfen und einem Profithai abspielt, ist einfach nicht in Ordnung. Noch weniger, dass am Ende doch wieder der Bullenhai für Empörung herhalten musste. Aber die Natur - und am allerwenigsten archaische Vertreter derselben wie Du - lässt sich nicht "vorführen". Punkt! Und nun hoffe ich inständig, von Dir nie wieder etwas zu hören, Du monströser Drei-Meter-Fisch! Das sollte sich machen lassen, es sei denn der Bullenhai von Florida schreibt zurück. Beim Profithai dürfte die Gefahr geringer sein.
Doch die Bestie lauert überall, und "Krone"-Kolumnisten haben alle Hände voll zu tun, den Kampf gegen sie von Florida bis St. Florian aufzunehmen. St. Florian in Oberösterreich; was für ein schöner heiliger Name für den Schauplatz einer solchen Scheußlichkeit. Der Katzenmörder geht um. Geschickt baut Frau Swoboda eine Brücke schier unerträglicher Spannung zwischen dem Heiligen und dem Diabolischen, um den Leserinnen und Lesern nicht nur die Brutalität, sondern auch die Pietätlosigkeit des Katzenkillers vor Augen zu führen: Katzenmord - in St. Florian!
Wenn es niemand anderer tut, muss sie sich selbst als Profilerin betätigen. Theoretisch könnte es auch eine Katzenmörderin sein, aber das glaube ich nicht. Frauen mit Katzen-Allergie und Frauen, die "mit Viechern" nichts anfangen können, klar, gibt's. Aber eine, die einer Mieze etwas antun möchte: nie kennen gelernt, so eine Frau. Gott sei Dank.
Also bleibt's wieder einmal an den Männern hängen. Der Katzenmörder aus St. Florian, das ist mein laienhaftes Täterprofil, ist wahrscheinlich ein Mann. So weit war es leicht. Aber was für einer? Nur so viel weiß man: Der Katzenmörder von St. Florian ist mit Gift unterwegs. Er legt präparierten Fisch als Köder aus, der feige Typ. Sieben Katzen sind schon tot. Ein Serienkiller. Ein Einzeltäter?