Die FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) hat bis zu 1000 Geiseln in ihrer Gewalt, mit denen sie die Regierung in Bogotá erpressen will. Die bekannteste Gefangene ist die offenbar schwerkranke franko-kolumbianische Grünen-Politikerin Ingrid Betancourt. Der Tod von Reyes könnte Verhandlungen über einen Austausch von Militärs, Polizisten und Politikern gegen 500 Rebellen in noch größere Ferne rücken.
Angriff in Ecuador
"Das war der bisher größte Schlag gegen diese Terroristengruppe", sagte Verteidigungsminister Santos bei einer Pressekonferenz. Das Rebellenlager auf ecuadorianischem Gebiet sei kurz nach Mitternacht zunächst aus der Luft bombardiert worden, bei der anschließenden Bodenoffensive seien insgesamt 17 Rebellen und ein kolumbianischer Soldat getötet worden. Das FARC-Lager sei 1800 Meter von der Grenze zu Kolumbien entfernt gewesen. Reyes' Leichnam sei nach Kolumbien gebracht worden.
Der Rundfunksender Caracol hatte unter Berufung auf amtliche Quellen berichtet, Spionageflugzeuge hätten den FARC-Vize mit Hilfe einer abgefangenen Satellitennachricht ausfindig gemacht. Der Luftangriff habe im Bezirk Putumayo an der Grenze zu Ecuador stattgefunden.
Reyes, der mit bürgerlichen Namen Luis Édgar Devia hieß, war der nach dem FARC-Chef Manuel Marulanda der bekannteste FARC-Kommandant und hatte die 2002 gescheiterten Friedensverhandlungen mit der Regierung von Andrés Pastrana geführt. Er galt auch als einer der wahrscheinlichsten Nachfolger für Marulanda, der schwer erkrankt sein soll.
Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe sprach nach Angaben von Verteidigungsminister Santos mit seinem ecuadorianischen Kollegen Rafael Correa telefonisch über das Thema, nannte aber keine Einzelheiten. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy appellierte mit Blick auf die von der FARC festgehaltenen Geiseln an die kolumbianischen Behörden, den "humanitären Erwägungen" Vorrang zu geben und die "positive Dynamik" in Hinblick auf weitere Befreiungen zu bewahren.