Dabei geht es ihm nicht nur um eine Entlastung kleiner Einkommen (die ohnehin nicht besteuert werden), sondern um massive Umverteilung. Wenn das Argument richtig wäre, dass Vermögen und Besitz dorthin wanderten, wo sie nicht besteuert würden, "stelle ich die Frage, warum nicht der gesamte Besitz und das gesamte Geld der Welt in Österreich sind. (...) Jedenfalls hat es Österreich gar nicht mehr notwendig, hier mit einem besonderen Steuerprivileg zu operieren. Ich glaube, dass wir selbst dann ein exzellenter Investitionsstandort wären, wenn wir uns gegenüber Besitz und Vermögen so verhielten, wie sich der Durchschnitt der europäischen Staaten verhält."
Gänzlich ohne Zeitdruck hat Gusenbauer in den hier zusammengefassten Interviews einen Steuersatz von 25 Prozent auf jeglichen Vermögenszuwachs als Ziel seiner Steuerreform festgeschrieben. Es sind solche Bekenntnisse, die diesem durchwegs im Plauderton formulierten und erfreulich unaufgeregten Buch hohe Aktualität verleihen. Ebenso spannend sind die Gespräche auch, wenn Gusenbauer mit dem ÖGB abrechnet ("wie eine Nebenparteiführung") oder mit der Ausweitung der Staatsausgaben unter der großen Koalition in den Neunzigerjahren ("richtig und falsch verstandene keynesianische Politiken").