Seit fast einem Jahrzehnt leisten Alfred Laryea und seine Familie einen aktiven Beitrag zur österreichischen HipHop-Szene. In seinem Geschäft verkauft er in Österreich schwer erhältliche amerikanische Mode und Schmuck wie zum Beispiel die Modeline G-Unit des Rappers 50 Cent, der das Geschäft schon persönlich beehrt hat.

Foto: derStandard.at/Geibel

HipHop kommt nicht aus Österreich - und im ganz direkten Sinn auch nicht aus Afrika. Weder in Wien noch in Accra, Ghana, gibt es ein reichhaltiges Angebot an US-HipHop-Mode und Accessoires. Kritisieren manche zwar die Kommerzialisierung einer Bewegung, die aus Unterdrückung und Protest entstanden ist, lässt sich eines nicht leugnen: die US-HipHop-Szene in Wien ist klein. Obwohl sich HipHop mittlerweile selbst schon in einige vielseitige Gruppierungen gespalten hat, ist der wohl größte und populärste Teil, die HipHop-Kultur der USA, in Österreich kaum vertreten. Die Möglichkeiten, Teil dieser Subkultur zu werden, und das auch durch Kleidung und Musik auszudrücken, sind dadurch beschränkt.

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Ursprünglich ist HipHop in den afro-amerikanischen Ghettos der USA, insbesondere dem New York der Siebziger Jahre, entstanden, und hat seine Wurzeln in Funk und Soul. Galt die HipHop Bewegung oft als kulturelles Mittel zum Protest der schwarzen Bevölkerung in Nordamerika, hat sie sich mittlerweile zu einer internationalen Subkultur, die auch in den Medien stark vertreten ist, entwickelt. Vor neun Jahren hat Alfred Laryea, ein Österreicher aus Ghana, sein Geschäft Slam Dunk eröffnet, und sich somit nicht nur in Wien als Geschäftsmann etabliert, sondern auch einen aktiven Beitrag zur Wiener HipHop-Kultur geleistet.

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Die Idee, ein HipHop Geschäft zu eröffnen, kam ihm weder in Ghana noch in Wien, sondern in Las Vegas. "Dort habe ich den Rapper Nelly getroffen, er hat mich dazu ermutigt, zur Szene in Österreich beizutragen", erklärt Laryea. Um als Geschäftsmann mit Migrationshintergrund in Wien Fuß zu fassen, braucht man allerdings Geduld - zwei Jahre dauerte es, bis die Geschäfte liefen, drei Mal wurde umgezogen. Mittlerweile hat Slam Dunk einen guten Platz auf der Mariahilferstraße, wurde um einen Afro-Friseursalon erweitert, und soll bald auch über ein eigenes Tonstudio verfügen.

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Laryeas Sohn Dominik ist mit HipHop aufgewachsen und nach wie vor begeistert. Auch er hat zur Gründung des Geschäftes beigetragen. Ärgerte es seinen Vater anfangs noch, dass Dominik sein ganzes Geld für HipHop-Kleidung ausgab, erkannte er darin aber bald eine Marktlücke - die Mode aus den USA war in Wien schwer zu finden und überteuert.

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2006 eröffnete im Geschäft dann auch ein Afro-Friseursalon, welcher mittlerweile ein fester Bestandteil von Slam Dunk ist und den Kundenstamm verbreitert hat. Einerseits machen afrikanische Looks einen großen Teil der US-amerikanischen HipHop-Kultur aus, andererseits sind die angebotenen Frisuren generell in Österreich beliebt. "Viele unserer Kunden im Haar-Studio hören Techno oder Elektronische Musik", erklärt Dominik Laryea, "Speziell Haarverlängerung und Dreadlocks finden einen sehr großen Anklang."

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Ein zufriedener Stammkunde zeigt sein frisch rasiertes Haupt.

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Was HipHop-Kleidung und Schmuck aus den USA betrifft, glaubt Dominik, dass die österreichische Mentalität eine andere ist als die der USA, Deutschlands oder der Schweiz. "Die Österreicher sind zurückhaltender, sie tragen HipHop-Kleidung gerne zum Fortgehen, aber eher weniger im Alltag", erklärt er.

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"Auch in der Musik nehmen sich viele Österreicher oft selbst nicht so ernst", fügt Dominik Laryea hinzu. "Viele Rapper hängen die Musik an den Nagel, wenn sie erst einmal einen Arbeitsalltag haben und Geld verdienen müssen - andere wandern nach Deutschland aus, um dort ihr Glück zu versuchen".

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Trotzdem soll es hierzulande Talente geben, und das möchte Alfred Laryea, hier mit Tochter Ermila, fördern. Ende April kommt zum Geschäft noch ein Tonstudio dazu. In Kooperation mit dem Wiener Musikladen Klangfarbe wurde das Label 'Black Out' gegründet. Im Rahmen einer Casting-Show in der Lugner-City stellten 150 Rapper, Tänzer und Sänger ihr Talent unter Beweis.

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Das neue Label ‚Black Out’ bedeutet den nächsten Schritt in Richtung österreichische – amerikanische – afrikanische HipHop Kultur. Trotz der in Laryeas Augen zurückhaltenden österreichischen HipHop-Mentalität fühlt sich Alfred Laryea hier seit über dreißig Jahren wohl, und nach vielen Ghana- und USA-Reisen hat er Wien zu seiner Wahlheimat gemacht. (Madeleine Geibel, derStandard.at, 17.3.2008)

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