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Foto: REUTERS/KZN Wildlife REUTERS
London/Washington - Alles hängt zusammen: Das Roden von Regenwäldern in den Äquatorregionen der Welt hat - für einzelne Spezies sogar dramatische - Auswirkungen selbst auf die Meeresökologie. Wie Forscher um William Laurance vom Smithsonian Tropical Reasearch Institute in Balboa/Panama entdeckt haben, blockieren Baumstämme, die über Flussläufe ins Meer gelangen, die Brutplätze von Meeresschildkröten. Betroffen sind vor allem die Meeresreptilien an der Atlantikküste des zentralafrikanischen Staates Gabun, berichtet das Wissenschaftsmagazin "Nature" in seiner Online-Ausgabe.

Die Küste von Gabun gehört zu den größten Brutplätzen der inzwischen streng geschützten Lederschildkröte (Dermochelys coriacea), aber auch anderer Meeresschildkröten. Die Population sei von illegalen Wilderern, von Fischern aber auch durch den zunehmenden Tourismus ohnehin stark in Bedrängnis geraten, schreiben die Forscher. Nun sind es allerdings Tausende im Wasser treibende Holzstämme, die an die Strände gespült werden und den Schildkröten den Weg zu ihren Nistplätzen versperren, die den Forschern Sorgen bereiten. Eine Untersuchung am Pongara Beach, einer bevorzugten Niststelle für die Reptilien, hat ergeben, dass die Zahl der eiablegenden Tiere um 14 Prozent abgenommen hat. Laurance und sein Team zählten in den zwei Untersuchungsperioden 2002-03 und 2003-04 insgesamt 11.000 angeschwemmte Baumstämme am Strand. Mehr als ein Drittel des Strandes war nicht mehr zugänglich.

Vorerst keine Lösung in Sicht

Mehr als 500.000 Bäume werden jedes Jahr in den Regenwäldern Gabun gefällt. Da die Verkehrsinfrastruktur am Landweg schlecht ist, werden die Baumstämme über den Ogooue-Fluss zur Küste transportiert, wo sie schließlich auf Schiffe verladen werden und zumeist nach Asien gebracht werden. Der Flusstransport ist aber ein großes Problem, denn zahllose Baumstämme lösen sich von den Bündeln und treiben dann herrenlos stromabwärts. In der Zwischenzeit ist das Problem derart massiv, dass die Flussschifffahrt nach Einbruch der Dunkelheit eingestellt wird, damit die Boote nicht mit den Baumstämmen kollidieren.

Die angeschwemmten Baumstämme treffen die Tiere in mehrerlei Hinsicht: Manche der Tiere legten ihre Eier nicht weit genug von der Wasserlinie weg, andere wurden zwischen den Baumstämmen eingeklemmt und nahmen fälschlicherweise den Weg landeinwärts statt zurück ins Meer. Eine kurzfristige Lösung des Problems gebe es allerdings nicht, wie der Forscher meint. Der Strand ist auf dem Landweg nicht erreichbar und das Herankarren von geeigneten Maschinen zur Entfernung der Baumstämme komme viel zu teuer.

Schildkröten-Experte James Spotila von der Drexel University in Philadelphia meint zu den Studienergebnissen: "Das ist ein riesiges Problem, denn die Sterblichkeitsrate der Meeresschildkröten ist ohnehin schon viel zu hoch." Strände, die über und über mit Schwemmholz verschmutzt sind, bereiten den Tieren zusätzlichen Stress. Die Wissenschaftler sehen das Problem allerdings nicht ausschließlich auf den zentralafrikanischen Staat beschränkt. Auch in Costa Rica und in Papua Neuguinea sind Schildkröten durch verschmutzte und vermüllte Strände bedroht. (pte)