Gespräche über Freilassung von zwölf Geiseln, darunter Ingrid Betancourt, "ziemlich fortgeschritten" - Staaten brechen diplomatische Beziehungen ab
Redaktion
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Der Angriff der kolumbianischen Armee auf ein Lager der Farc-Guerilla in Ecuador hat nach Angaben des ecuadorianischen Staatchefs Rafael Correa die Freilassung der früheren Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt verhindert. Die Gespräche zur Freilassung von zwölf Geiseln in Ecuador, unter ihnen auch die kolumbianisch-französische Politikerin, „waren ziemlich fortgeschritten“, sagte Correa in einer TV-Ansprache am Montagabend (Ortszeit), „all das wurde von den Kriegstreibern verhindert“.
Zuvor hatte der Präsident aufgrund des Überfalls, bei dem am Samstag Rebellenführer Raúl Reyes und etwa 20 weitere Guerilleros ums Leben kamen, die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen. Correas Sicherheitsminister Gustavo Larrea räumte ein, er habe sich mit Reyes getroffen – mit dem einzigen Ziel, die Freilassung der Geiseln zu erreichen. Dafür habe er sogar von Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe grünes Licht erhalten.
"Überrascht"
Bogotá zeigte sich darüber „überrascht“. Dokumente auf drei Computern von Reyes, die nach dem Angriff sichergestellt worden waren, legten eher nahe, dass es dabei um „Handel mit Entführten zu politischen Zwecken“ gegangen sei, erklärte ein Sprecher Uribes.
In Caracas erklärte Venezuelas Außenminister Nicolás Maduro, die Diplomaten der kolumbianischen Botschaft müssten das Land verlassen. Am Dienstagmorgen schloss Venezuela die Grenze zu Kolumbien.
Wenig später kündigte Uribe an, er werde Venezuelas Präsident Hugo Chávez beim Internationalen Strafgerichtshof als „Sponsor von Völkermördern“ verklagen. Bei einer Sondersitzung der Organisation der Amerikanischen Staaten in Washington wollte Kolumbien auf die UN-Resolution 1373 von 2001 verweisen, die die Staatengemeinschaft auf das Vorgehen gegen „terroristische Handlungen“ verpflichtet.
Kritik an Grenzverletzung
Während sich das US-Außenministerium auf die Seite Kolumbiens stellte, kritisierten Argentinien, Chile und Peru die Grenzverletzung. Brasiliens Außenminister Celso Amorim erklärte, alle Staaten der Region würden so in eine unsichere Lage versetzt. Die kolumbianische Regierung solle sich „deutlicher“ entschuldigen. (Gerhard Dilger aus Bogotá, DER STANDARD, Printausgabe 5.3.2008)
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