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Gute Wünsche und ernüchternde Realität im Tschad: Die Lage bleibt auch in der Hauptstadt N'Djamena angespannt.

Foto: EPA/Mohamed Messara
Grafik: DER STANDARD
Bei brütender Hitze ist das zweite Bundesheer-Kontingent am Mittwoch im Tschad gelandet. Von den Franzosen will man sich abgrenzen. Im Osten wurde die Eufor in erste Kämpfe verwickelt. Ein Lokalaugenschein.

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Die gecharterte Boeing 737 landet in der abklingenden Mittagshitze auf dem Rollfeld N'Djamena. Das Thermometer zeigt auch um 16 Uhr mehr als 40 Grad an. An Bord der Maschine aus Linz: 70 Soldaten des Bundesheers, die in das Camp Europa im Norden der tschadischen Hauptstadt verlegt werden. Dort warten bereits 76 Kameraden auf die Reise nach Osten, die kommende Woche stattfinden soll. Weil das militärische Gerät über Land ins mehr als 600 Kilometer entfernte Abéché gefahren werden muss, wartet man ab, wie die Lage sich entwickelt. Doch nach dem fehlgeschlagenen Putsch vor einem Monat herrscht derzeit Ruhe. Präsident Idriss Déby, der mit aller Macht jede Opposition unterdrückt, hat das Land fest im Griff.

Das österreichische Kontingent ist mit den Neuankömmlingen fast komplett. "Ich erwarte eigentlich sehr wenig hier," sagt Jens Pranger, Werkstattleiter aus St. Michael in der Steiermark. Er hat all seine Werkzeuge mitgebracht und spezielle Vorkehrungen für den Einsatz im Sahelstaat getroffen. "Damit kein Sand ins Getriebe gerät." Den österreichischen Kräften ist es besonders wichtig, sich von den französischen Einheiten im Land abzusetzen. Während die Franzosen als Unterstützer von Präsident Déby gelten, soll die Eufor als unparteiische Kraft verstanden werden. "Wir kennzeichnen alle unsere Fahrzeuge mit Flaggen der EU und Österreichs", erklärt Major Manfred Prantl.

"Ohne Frage schwierig für uns"

Oberst Heinz Assmann, der Kommandant des österreichischen Kontingents, spricht zwar von einer guten Zusammenarbeit: "Ohne den Rückgriff auf die vorhandene Infrastruktur der französischen Armee wäre dieser Einsatz sehr schwer geworden." Er räumt aber auch Probleme ein. "Es ist ohne Frage schwierig für uns, wir müssen langsam hier die Kontakte aufbauen und für uns machbare Aufgaben finden." Umso willkommener ist Assmann der politische Rückenwind der neuen Regierung in Paris, deren Unterstützung für den EU-Einsatz auch bis zum einfachen Soldaten bemerkbar ist.

Das französische Kontingent der Eufor-Truppe sitzt zusammen mit den Österreichern und Soldaten aus mehr als zehn Nationen im Camp Europa und nicht im nahen Camp Kossei bei der französischen Armee. Im staubigen Lager sollen die Europäer sich auch beim Bier näher kommen, das es im Osten des Landes nur noch selten geben wird. "Wir haben alle Soldaten geschult, was man in einem mehrfach von Muslimen bewohnten Gebiet tut und was nicht", so Assmann. In der Bevölkerung hat der Oberst bisher vor allem Unterstützung für den europäischen Einsatz ausgemacht. Die Drohungen einer Rebellengruppe, die Eufor-Soldaten als Feinde zu bekämpfen verwirft er als politisch motiviert. "Angst haben wir keine."

Eufor-Soldat verschwunden

Doch das Verschwinden eines französischen Eufor-Soldaten jenseits der Grenze zu Darfur könnte die Arbeit im wilden Osten Tschads, dem Rebellengebiet, erschweren. Die BBC meldete Mittwoch, dass Eufor dort auf der Suche nach dem Soldaten in ein Feuergefecht mit der sudanesischen Armee verwickelt worden sei. Ein Sudanese sei dabei getötet worden. (Marc Engelhardt aus N'Djamena, DER STANDARD, Printausgabe 5.3.2008)