Wien – An einem verregneten Tag kommt Sherry nach New Jersey zurück. Sie kommt mit dem Bus, ihre Habseligkeiten transportiert sie in einer großen braunen Papiertüte.
Sherry, die von der Schauspielerin Maggie Gyllenhaal verkörpert wird, kommt direkt aus dem Gefängnis. Sie bezieht Quartier in einer betreuten Wohneinrichtung für Frauen. Mit sechzehn hat Sherry begonnen, Heroin zu nehmen, jetzt schafft sie es schon seit einiger Zeit ohne.
Das nicht zuletzt deshalb, weil sie eine kleine Tochter hat: Ihr Bruder Bobby und seine Frau Lynnette haben das Mädchen in ihrem schmucken Vorstadthäuschen aufgenommen. Nun kommt Sherry zurück, und das labile Beziehungsgefüge gerät gleich ein bisschen in Schieflage.
Sherry hat die besten Absichten, aber nicht unbedingt die besten Voraussetzungen und Strategien. Relativ umstandslos setzt sie ihren Körper (oder ihre Fäuste) ein. So erhält sie – Blowjob für Traumjob – von ihrem Arbeitsvermittler doch noch eine Empfehlung für eine Stelle als Kinderbetreuerin, die ihrer Ausbildung entspricht.
Sherrys Rückkehr hat die Form einer Gratwanderung. Allerdings umschifft Drehbuchautorin und Regisseurin Laurie Collyer bei ihrem Spielfilmdebüt die Gefilde von sentimentalem Rührstück oder schematischem Ghettodrama. "SherryBaby" ist ein Frauenporträt, und als solches weniger um Originalität als um Stimmigkeit bemüht – vieles verbleibt in Andeutungen, in einer Möglichkeitsform.
"SherryBaby" ist außerdem eine Schauspielerinnenstudie: Maggie Gyllenhaal – die schon als submissive Bürogehilfin in Steven Shainbergs "Secretary" 2002 ein taktisches Wagnis eingegangen war – wurde für ihre Darstellung der Sherry 2007 für einen Golden Globe nominiert. Und in der Tat ist "SherryBaby "einer jener Filme, die sich Schauspielerinnen wahrscheinlich wünschen: praktisch eine einzige lange Soloperformance.