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Gian Franco Kasper: "Einige Athleten sind überehrgeizig"

Foto. APA/Gindl

Wien - Der Internationale Skiverband FIS hat im Fall Matthias Lanzinger Fehler beim Abtransport des verunglückten österreichischen Skirennläufers bestritten und sich gegen Vorwürfe aus Österreich zur Wehr gesetzt. "Der Einsatzhelikopter - es war entgegen der Kritik kein VIP-Helikopter - stand die ganze Woche zur Verfügung und nach dem Unfall sofort bereit. Ob ein Verletzter per Seilwinde in den Helikopter verladen oder mit dem Schlitten abtransportiert wird, entscheidet der Arzt", sagte FIS-Präsident Gian-Franco Kasper in einem Interview mit der "Berner Zeitung" (Schweiz/Donnerstag) über die Bergung von Lanzinger, dem nach seinem Sturz beim Super-G in Kvitfjell der linke Unterschenkel amputiert werden musste.

"Genauso wie die Ärzte anhand der Erstbeurteilung entschieden haben, dass Matthias Lanzinger nach Lillehammer und nicht direkt nach Oslo geflogen wurde. Der Fall Lanzinger lag außerhalb unseres Einflussbereichs", sagte Kasper.

Hujara: "Hetzkampagnen"

FIS-Renndirektor Günter Hujara sprach im Zusammenhang mit der Kritik aus Österreich in einem Interview mit dem "Münchner Merkur" (Donnerstag) von "Polemik hoch zehn" und "Hetzkampagnen". "Ich stelle mir nur eine hypothetische Frage: Wenn der Hubschrauber durchfliegt und der Läufer hätte eine noch schlimmere Bedrohung als das Bein, dann hätte jeder gefragt, warum haben die den nicht erst nach Lillehammer geflogen?", meinte Hujara. "Hier entscheiden nur die Mediziner."

Lanzingers Familie lässt ja über den Wiener Anwalt Manfred Ainedter prüfen, ob wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen oder fehlerhafter Erstversorgung der Anspruch auf Schadenersatz bestehen könnte.

Geldfrage

Kasper meinte, ein Restrisiko könne zwar "nicht ausgeschlossen werden", generell sei der Skisport aber sicherer geworden. "Allerdings muss man stets zwischen dem Wünschbaren und dem finanziell Machbaren abwägen. Es würde etwas bringen, bei einer Abfahrt zwischen Start und Ziel durchgehend Hochsicherheitsnetze zu montieren, doch das können sich die Organisatoren schlicht nicht leisten. Wir sprechen von Beträgen im Bereich von 100 Millionen Franken", erklärte er. 100 Mio. Franken entsprechen rund 63,3 Mio. Euro.

Kritik übte Kasper am Wagemut mancher Fahrer. "Einige Athleten sind überehrgeizig und passen den Fahrstil nicht ihrem Können an - vor allem im Europacup und an FIS-Rennen", sagte der FIS-Chef, der auch auf die mediale Aufarbeitung von Stürzen hinwies. "Ich will nun nicht den Unfall von Matthias Lanzinger herunterspielen, aber die Stürze hinterlassen generell mehr Wirkung, weil sie vom Fernsehen dramaturgisch anders aufbereitet werden." (APA/dpa)