Fussball in der "Ostmark-Wochenschau"

Foto: Filmarchiv

Wien - Den Jahren zwischen 1918 und 1938 ist im heurigen Gedenkjahr einiges gewidmet, mit einem Themenschwerpunkt des Filmarchivs Austria wird ihnen nun auch als der Zeit gedacht, in der die Kinoleinwand speziell zum Instrument politischer und ideologischer Auseinandersetzungen wurde. Spielfilme, an denen sich die Geister schieden, Propaganda-Material aus der "Ostmark Wochenschau" oder die Überschwemmung der Kinos mit nationalsozialistischen Filmen im Jahre 1938 machten die Leinwand damals zur "Kampfzone", wie das Filmarchiv in einer Aussendung betont, und heute zur Projektionsfläche der rasanten Entwicklungen der Zwischenkriegszeit.

Zugriff auf ein Medium

Im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung rund um die Remarque-Verfilmung "Im Westen nichts Neues" wird bereits deutlich, wie sehr Filme in der Lage waren, die österreichische Öffentlichkeit der Zwischenkriegszeit zu spalten - und wie Unterhaltung zu einem politischen Spielfeld wurde. Den ständigen Versuch des Zugriffs auf das Medium Film in der ersten Republik zeigt das Metro Kino anhand von Beispielen wie etwa "Die Stadt ohne Juden" (26.3., 20.00 Uhr), "Jud Süß" (31.3., 20.30 Uhr), "Sonnenstrahl" (13.3., 18.00 Uhr) oder "Westfront 1918" (23.3., 16.00 Uhr). Unterstellte die Linke dem "bürgerlichen" Film, die Sinne der Arbeiter vernebeln und das Klassenbewusstsein schwächen zu wollen, so warnten die Konservativen vor den Gefahren der revolutionären "Russenfilme". Öffentlich schieden sich die Geister auch an Antisemitismus oder Heldenverehrung des Ersten Weltkrieges.

Wie schnell der Nationalsozialismus ab März 1938 in den Kinosälen Einzug hielt, macht bisher unter Verschluss gehaltenes Propagandamaterial der NS-Zeit, die "Ostmark-Wochenschau" deutlich, die von 7. März bis 9. März jeweils um 16.00, 17.30 und um 19.00 Uhr im Metro-Kino läuft. Eine Mischung aus ideologieträchtigen NS-Beiträgen und idyllischen österreichischen Landschafts- und Kulturbildern taucht dabei die kurze "Übergangszeit" vom März bis zum August 1938 in ein neues Licht. Zum "Kinoschock", einer radikalen Umprogrammierung österreichischer Kinos mit deutschen Propagandafilmen (7. bis 10. März im Metro-Kino), war es nicht mehr weit. Die Filmdokumente der Ostmark-Wochenschau sind auch Anlass zum zweitägigen Symposium "Zeit Zone '38" (10. und 11.3.) im Metro Kino.

Passend zu den Themenschwerpunkten bringt das Filmarchiv eine 180-minütige DVD unter dem Titel "1938. Kommentierte Filmdokumente zum Anschlussjahr" heraus, sowie die Publikationen "Die Ostmark-Wochenschau. Ein Propagandamedium des Nationalsozialismus" von Hrovje Miloslavic und "Kampfzone Kino. Film in Österreich 1918-1938". (APA)