Die Meisterschaft neigt sich der finalen Phase zu und es ist bisher nicht abzusehen, wer am Ende ganz oben stehen wird. Die ohnehin nur mittelmäßige Liga ist ausgeglichen wie lange nicht, weil der erklärte Titelfavorit aus dem Herzen Österreichs seine spielerische und finanzielle Dominanz bisher nicht in einen entsprechenden Vorsprung umzumünzen vermochte.

Neben den Salzburgern hegen auch nach wie vor Rapid, LASK und Austria Titelambitionen. Und weil bekanntlich die Luft in höheren Regionen dünner wird, erhitzen sich die Gemüter nur allzu leicht, wenn es darum geht, zu punkten, oder die Meisterschaft, die ohnehin nur ganz schwer zu gewinnen ist, wegen diverser Fehlentscheidung gar zu verlieren.

Die Schiedsrichter sind in solchen schwarzen Phasen bestimmt nicht zu beneiden. Aber Irren ist nun einmal menschlich und auch Schiris sind in erster Linie Menschen. Der Druck auf die Unparteiischen ist in den letzten Jahren mit der rasant steigenden Kommerzialisierung permanent gestiegen und daran wird sich wohl auch künftig nicht viel ändern. Kein Wunder also, dass diverse Hilfsmittel wie Videobeweis etc. teils vehement und zu Recht gefordert werden.

Dem Spiel selbst würde es bestimmt nicht schaden, würde mit der laufenden Professionalisierung des Fußballs auch endlich die Arbeit der Schiedsrichter auf entsprechendes Niveau gebracht werden. Doch gehören nicht strittige Szenen und frappante Fehlentscheidungen zum Fußball wie die Butter zum Brot? Sorgen solche Aufreger nicht auch für reichlich Diskussionsstoff, der dieses Ballspiel erst so richtig interessant macht?

Sicher ist es für die jeweiligen Anhänger schmerzhaft, wenn ein Nachzügler wie Wacker, der um den Klassenerhalt kämpft, im Gastspiel bei Titelverteidiger RB Salzburg grob benachteiligt wird, oder wenn der Austria ein reguläres Tor aberkannt wird, aber selbst Videobeweis oder ein Chip in der Wuchtl können keine absolute Fairness garantieren, weil im Endeffekt auch dann der Schiedsrichter entscheiden muss.

Die nahezu permanent von allen Seiten getretenen Schiedsrichter sollen sich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen, aber sie sollen auch die Regeln genauer studieren als bisher, regelmäßige und umfangreichere Schulungen besuchen, um dadurch besser mit dem großen Druck umgehen zu können. Es würde aber auch eine wesentliche Erleichterung für die Männer in Schwarz bedeuten, wenn endlich damit aufgehört wird, Tatsachen-Entscheidungen der Unparteiischen permanent anzuzweifeln, in zig Wiederholungen zu zerpflücken und so die Arbeit der Schiedsrichter mit ungleichen Mitteln zu bewerten und im Fall des Falles ins Lächerliche zu ziehen. Denn am Ende gleicht sich ohnehin alles aus und das beste Team wird auch 2008 Österreichs Liga gewinnen. (Thomas Hirner, derStandard.at, 6. März 2008)