Ein Skifahrer wurde durch den von ihm geliebten Sport verstümmelt, und es fehlen allen Beteiligten und allen Zuschauenden die Worte. Das ist gut so, und so vorgesehen für solche Umstände. Wären da nicht die Medien, die mit Kameras und Worten jeden kleinsten Winkel ausleuchten, um vom Unsagbaren und Unzeigbaren Bilder und Worte herzustellen, damit sie verkauft werden können.

"Da zeigt man Emotionen", sagte ÖSV-Cheftrainer Toni Giger, als er nach der Reaktion des Skifahrers auf die Nachricht vom Verlust seines Unterschenkels gefragt wurde.

Die vollständige Neutralisierung der Sprache als Antwort auf die totale Emotionalisierung eines Schicksals.

An diesem Punkt, wo die unter allen Umständen schützenswerte Privatsphäre beginnt, erhält die Nachricht ihren größten Wert. Dort, wo sie nichts mehr verloren hat, wird sie unverzichtbar. Man könnte im Neudeutsch der Medienmanager auch sagen: Hier wird die Trennung von Nachricht und Meinung aufgehoben.

Im Jänner 1994 stürzte die österreichische Skirennläuferin Ulrike Maier auf der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen und brach sich das Genick. Sie trug die Freude auf die Skipisten, ihr Tod stürzte die Branche in die Fassungslosigkeit. Vier Jahre später überzog die wunderbare Rettung des Hermann Maier in Nagano die Brutalität des Skisports mit einem Schleier. Lange Zeit mochte niemand so wirklich daran glauben, wie nahe dem Tod dieser Sport ausgetragen wird. Maiers Schleier ist zerrissen. Die Souveränität des Menschen über die Kräfte, mit denen er spielt, ist zerbrochen.

Wie darüber reden? Egal, Worte sind manchmal auch so ein Schleier. (Johann Skocek, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 7. März 2008)