Amilly/Frankreich - Mit dem Antreten der UCI-Teams beim Prolog der 66. Auflage von Paris-Nizza hat sich die Spaltung des Radsports wohl vollzogen. Der Tour-de-France-und Paris-Nizza-Veranstalter ASO fühlt sich als der große Gewinner im Machtkampf der Radsport-Funktionäre des Weltverbandes UCI, die eigentlich mit dem Doping-Thema voll beschäftigt sein müssten. Tour-Chef Christian Prudhomme konnte trotz schwerer Sanktions-Drohungen durch die UCI 160 Fahrer am Start begrüßen. Die Teilnehmer riskierten jetzt UCI-Sanktionen, die bis zu einer sechsmonatigen Sperre oder dem erzwungenen WM-Startverzicht reichen können.

Den Sieg beim Auftakt über 4,6 Kilometer in Amilly holte sich der der Norweger Thor Hushovd vor dem Spanier Markel Irizar (4 Sek. zurück) und Stefan Schumacher (5) aus Deutschland. Schumachers Gerolsteiner-Teamkollege Bernhard Kohl aus Niederösterreich klassierte sich mit 24 Sekunden Rückstand auf Platz 66. Der Steirer Bernhard Eisel vom T-Mobile-Nachfolgeteam High Road verlor auf fünfeinhalb Minuten Fahrzeit 39 Sekunden und kam über Rang 131 nicht hinaus.

Prudhommes Gegenspieler, UCI-Chef Pat McQuaid, der Teams und Fahrern beim Start in Amilly mit Sperren, Geldstrafen und der Streichung des WM-Startrechts drohte, redet jetzt von einer Neuordnung der Spitzen-Wettkämpfe und kämpft damit um seine Daseinsberechtigung. Hans-Michael Holczer, Chef des Gerolsteiner-Teams, gab dem Iren in dieser Beziehung Rückendeckung: "Wir brauchen die UCI als Regierung des Radsports weiter, die ASO will keine eigene Rennserie etablieren. Aber der Spitzenbereich muss gesondert behandelt werden, mehr noch als bisher mit dem gescheiterten ProTour-Status." Jetzt sei die UCI am Zuge, "sie könnte Sanktionen von symbolisch bis schmerzlich aussprechen", sagte Holczer am Sonntag.

Aber an den geschaffenen Tatsachen kommt der machtlos gewordene Dachverband nicht mehr vorbei. Sollte er tatsächlich wie angedroht alle 160 am Sonntag gestarteten Fahrer sperren, haben andere Veranstalter und Profis schon glaubhaft Solidarität signalisiert. Angelo Zomegnan, Veranstalter des Giro d'Italia und von Donnerstag an Gastgeber des zweiten Mailand-San-Remo-Vorbereitungsrennens Tirreno-Adriatico, stellte sich hinter die ASO-Entscheidung. Die Verlagsgruppe hatte sich entschieden, Paris-Nizza unter die Oberaufsicht des Französischen Radsport-Verbandes FFC zu stellen und so aus der Verantwortung der UCI zu lösen. So sollten konsequentere Anti-Doping-Maßnahmen und eine entsprechende Einladungs-Politik zu den Rennen gewährleistet werden.

"Es gibt Gerüchte über eine eigene Liga. Wenn die Teams mit der ASO gehen wollen, dann ganz", hatte McQuaid am Wochenende erklärt und damit eine Rückkehr der startenden Teams zum Weltverband und dessen Rennen ausgeschlossen: "Die Mannschaften können nicht den Fuß in zwei Türen haben." Der Veranstalter wolle lediglich an Macht im Radsport gewinnen, hatte McQuaid der ASO unter anderem vorgeworfen. "Meine Priorität besteht nun darin, das Rennen den Fahrern zurückzugeben und am Donnerstag im Anstieg zum Mont Ventoux den 75. Geburtstag von Paris-Nizza zu feiern", sagte ein sichtlich zufriedener Prudhomme am Sonntag dem TV-Sender Eurosport. (APA/dpa)

Ergebnisse vom Auftakt der 66. Auflage des Rad-Etappen-Rennens Paris-Nizza am Sonntag in Amilly:

1. Thor Hushovd (NOR) Credit Agricole 5:28 Min. - 2. Markel Irizar (ESP) Euskaltel +4 Sek. - 3. Stefan Schumacher (GER) Gerolsteiner +5 - 4. Bradley McGee (AUS) Team CSC 5 - 5. William Bonnet (FRA) Credit Agricole 6 - 6. Danny Pate (USA) Slipstream 6 - 7. Leonardo Bertagnolli (ITA) Liquigas 7 - 8. Andrij Griwko (UKR) Milram 8 - 9. Karsten Kroon (NED) Team CSC 8 - 10. Trent Lowe (AUS) Slipstream 9. Weiter: 66. Bernhard Kohl (AUT) Gerolsteiner 24 - 131. Bernhard Eisel (AUT) High Road 39