Sittard - Das Museum "Het Domein" in der niederländischen Grenzstadt Sittard bei Heinsberg blickt bis Ende Juni auf eine noch gar nicht so lange zurückliegende Zeit, in der so gut wie jeder rauchte. Für die Ausstellung "Tabee Tabak" (Tschüs Tabak) wurden Hunderte von Fotos, Zigarettenpackungen, Zigarrenkisten, Pfeifen und Rauch-Utensilien zusammengetragen.

Überraschend ist, dass das Rauchen bis weit ins 20. Jahrhundert gerade auch in der katholischen Kirche sehr populär war. "Für jeden Messdiener lag nach der Messe in der Sakristei schon eine Zigarette als Belohnung bereit", erläuterte die Kuratorin Kitty Jansen-Rompen. "Und nach der Ersten Heiligen Kommunion trank man traditionell sein erstes Bierchen und rauchte seine erste Zigarette." Allerdings waren die Kommunionskinder damals schon zwölf und nicht erst neun Jahre alt.

Luxus

In Klöstern war Rauchen oft der einzige Luxus, und auch in den Priesterseminaren wurde kräftig gequalmt. Der Pastor mit Zigarre in der Hand war im katholischen Sittard wie im angrenzenden Rheinland ein vertrauter Anblick. "Eine gute Zigarre war ein Statussymbol", erläuterte Jansen-Rompen. Das Museum zeigt auch eine Auswahl von Pilger-Pfeifen mit Marienabbildungen, die damals zu Wallfahrten etwa nach Kevelaer mitgenommen wurden. Raucherwettbewerbe, bei denen es darum ging, eine Pfeife so lange wie möglich qualmen zu lassen, waren eine hochseriöse Angelegenheit.

Die Gegend um Maastricht war schon vor vierhundert Jahren ein Zentrum der Pfeifenproduktion. Einer der wenigen Orte, an denen nicht geraucht werden durfte, waren die Bergwerke in diesem südlichsten Teil der Niederlande - wegen Explosionsgefahr. Dort wurden stattdessen Unmengen von Kautabak konsumiert. (APA/dpa)