Die Vodafone-Festnetztochter Arcor will weiter aus eigener Kraft wachsen und ist an Übernahmen von Wettbewerbern nicht interessiert. "Wir sind Beobachter", sagte Arcor-Chef Harald Stöber auf der Branchenmesse CeBIT der Nachrichtenagentur Reuters. Im Gegensatz zu manchem Branchenkonkurrenten sieht Stöber einen Zukauf von Kunden nicht als günstiger an, als sie von Wettbewerbern abzuwerben. "Da sagt mir mein Taschenrechner etwas anderes", sagte Stöber.

Er vertritt damit eine gegensätzliche Meinung wie Versatel-Chef Peer Knauer. Knauer hatte vergangene Woche gesagt, es könne sich eher lohnen, Kunden von Wettbewerbern zu übernehmen. Grundsätzliches Interesse hatte er an DSL-Sparte von Freenet bekundet, die zum Verkauf steht.

Arcor-Chef Stöber will vom Wachstum im DSL-Markt durch den Ausbau des Geschäfts mit Wiederverkäufern profitieren. Bislang vermarktet Vodafone über das Eschborner Unternehmen Komplettpakete unter eigenem Namen. Zudem will Stöber das Arcor-Netz ausbauen, um damit im kommenden Geschäftsjahr 70 Prozent der Bevölkerung zu erreichen.

Das schnelle Wachstum am deutschen DSL-Markt werde noch zwei bis drei Jahre anhalten, sagte Stöber. "Wir merken zunehmend, dass sich Menschen zwischen 50 und 60 Jahre und darüber für das Internet begeistern. Bei den 20jährigen ist DSL schon sehr weit vorhanden, aber zunehmend interessieren sich bei den Jugendlichen auch Frauen für DSL."

Um für die Zeit danach gerüstet zu sein, will Stöber ein eigenes Hochgeschwindigkeitsnetz (VDSL) bauen. Mit den höheren Bandbreiten will er das Fernsehen über das Internet (IPTV) richtig ausreizen und etwa hochauflösendes TV anbieten können sowie jeden Haushalt erreichen. Mit VDSL könne Arcor jedem Kunden mindestens 16 Mbit anbieten, erläuterte Stöber. Die Leistungsfähigkeit der herkömmlichen Kupferkabel lässt mit steigender Entfernung zu den Verteilern nach.

"Wenn das Wachstum bei DSL-Kunden nachlässt, dann wird IPTV helfen, eine Penetration von 70 Prozent und mehr zu erreichen. Dann werden wir nicht DSL-Kunden gewinnen und ihnen IPTV mitanbieten, dann kommen die Kunden über IPTV zum Surfen", erläuterte Stöber. "Noch sind wir am Anfang. Wir haben gerade eine vierstellige Kundenzahl erreicht. Aber so ein Produkt fliegt auch nicht innerhalb eines Jahres."

Arcor will für VDSL die Leerrohre der Deutschen Telekom und deren Kabelverzweiger an den Straßenrändern nutzen. Arcor erreicht mit seinem eigenen Netz rund 60 Prozent der Hauptverteiler und nutzt ab da das Kupferkabel der Telekom. Auf dem Stück zwischen Kabelverzweigern und Haushalten will Arcor wie die Telekom Glasfaser verlegen.

Bis Sommer wolle er sich über die Konditionen geeinigt haben, sagte Stöber. Er nannte dies ambitioniert, aber nach monatelangen Gesprächen müsse es mal ein Ergebnis geben. "Ich denke, dass auch die Telekom Interesse an einer unternehmerischen Einigung hat und es nicht auf ein Regulierungsverfahren ankommen lassen will", sagte Stöber.(reuters)