Belgrad - Der serbische Premier Vojislav Kostunica hat für den Samstagnachmittag (16.00 Uhr) überraschend eine Sonderpressekonferenz angekündigt. Ob er dabei auch einen Ausweg aus der tiefen Regierungskrise vorschlagen will, blieb vorerst unklar. Die Ankündigung ist umso ungewöhnlicher, da Kostunica in den vergangenen Jahren mit der Öffentlichkeit für gewöhnlich nur durch Aussendungen seines Pressedienstes kommuniziert hatte.

Der serbische Ministerpräsident hatte am Freitag erklärt, dass er "kein Vertrauen mehr in die Regierungspartner", die Demokratische Partei (DS) von Staatschef Boris Tadic und die Expertenpartei G17-plus habe. Seine Feststellung erfolgte, nachdem die von DS und G17-plus gestellte Regierungsmehrheit einen Tag zuvor eine von der Serbischen Radikalen Partei (SRS) vorgeschlagene Kosovo-Resolution zurückgewiesen hatte.

Die Resolution, welche praktisch eine Abkehr von der weiteren EU-Annäherung Serbiens bedeutet, war von der Demokratischen Partei Serbiens (DSS) Kostunicas unterstützt worden und soll am Donnerstag vom Parlament diskutiert werden.

Verteidigungsminister erwartet keinen Zerfall der Koalition

Verteidigungsminister Dragan Sutanovac, Vizevorsitzender der DS, erklärte unterdessen gegenüber der Tageszeitung "Politika", dass er persönlich nicht den Zerfall der Regierungskoalition erwarte, allerdings auch keine Angst vor Neuwahlen habe.

Einen Ausweg aus der Regierungskrise würde eine neue Regierungskoalition Kostunicas mit der nationalistischen SRS darstellen. Eine solche Regierung würde im Parlament die Unterstützung von 128 von 250 Abgeordneten haben. Allerdings würde die DSS ihren derzeitigen Ruf einer "antieuropäischen" Partei dadurch nur festigen. (APA)