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Marion Jones wurde wegen zweimaliger Falschaussage verurteilt.

Foto:AP/Jason DeCrow
Fort Worth/Texas - Jahrelang sprintete sie allen davon, doch die schwersten Schritte ihres Lebens ging sie behutsam. Es waren die letzten Meter in Freiheit für Marion Jones. Die einst schnellste Frau der Welt trat am Freitag ihre sechsmonatige Haftstrafe an, zu der sie am 11. Jänner wegen zweimaliger Falschaussage gegenüber Untersuchungsbehörden verurteilt worden war. Bis voraussichtlich 7. September wird die US-Amerikanerin im Federal Medical Center Carswell (FMC) in Fort Worth (US-Bundesstaat Texas) als Häftling 84868/054 geführt und eine von rund 250 weiblichen Insassen sein.

Das einstige Glamour-Girl, dem Amerika nach den fünf Medaillen bei den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney, darunter drei Goldene, zu Füßen lag, ist in den nächsten sechs Monaten ein ganz gewöhnlicher Häftling. Keine Sonderbehandlung gibt es für die frühere Ausnahme-Athletin, die seit ihrem Geständnis eine gefallene Dopingsünderin ist. Sie wird, wie alle Klein- und Großkriminellen um sie herum, die grüne Gefängnisuniform tragen, jeden Morgen um 6.00 Uhr aufstehen und sich demnächst für eine Arbeit einschreiben, für die sie mit 13 Cent pro Stunde entlohnt wird.

Wenn ihr Ehemann, der ehemalige Sprinter Obadele Thompson, sie mit ihren beiden Söhnen aus dem knapp 300 Kilometer entfernten Austin besucht, sind ein Kuss und eine Umarmung zur Begrüßung und zur Verabschiedung erlaubt, mehr nicht. Kein Händchen halten, keine Streicheleinheiten. Ihr erster Gang hinter Gittern führte Jones am Freitag zur Foto-Identifikation. Ein Bild von vorne, ein zweites im Profil, jeweils mit ihrer Häftlingsnummer - wie in einem Hollywood-Gangster-Film. Doch FMC ist keine Fiktion, sondern das reale Leben. Jones muss hier für ihren jahrelangen Sportbetrug büßen und ist die erste Sportlerin, die im Zuge des BALCO-Dopingskandals im Gefängnis endet.

Immer wieder hatte sie Doping vehement bestritten und Leuten, die das Gegenteil behaupteten, mit Millionen-Klagen gedroht. Bis zum 5. Oktober hielt sie ihrem schlechten Gewissen und dem öffentlichen Dauerdruck stand, dann brach sie ein und gab zu, bei ihren Aussagen im November 2003 vor dem BALCO-Untersuchungsausschuss gelogen zu haben.

Zudem räumte Jones ein, im Zusammenhang mit einem Scheck-Betrug gegenüber den Untersuchungsbehörden die Unwahrheit gesagt zu haben. Jones hatte 2005 behauptet, nichts von einer Verwicklung ihres ehemaligen Freundes und Vaters des gemeinsamen Sohnes, Ex-100-Meter-Weltrekordler Tim Montgomery, in einen millionenschweren Kriminalfall gewusst zu haben. Dieser doppelte Meineid hatte sie nun hinter Gitter gebracht. (APA/dpa)