Es ist ein großer hellbrauner Ledersessel, auf dem Viktor Subkow sitzt und seine Minister zu dirigieren versucht. Kein besonders elegantes Möbel, und auch der Rest der Kabinettshalle versprüht noch den Charme der sowjetischen 70er-Jahre, auch wenn frühere russische Premierminister die Malerpinsel schwingen ließen. Hier soll künftig Wladimir Putin die Amtsgeschäfte führen? Unmöglich. Subkow soll schon vergangenen Donnerstag aus seinem Büro im dritten Stock des „Weißen Haus“, des Regierungssitzes in Moskau, expediert worden sein. Eine Woche nach den Präsidentschaftswahlen wird im „Bjeli Dom“ umgebaut, um dem Einzug des scheidenden Staats- und künftigen Regierungschefs Putin Anfang Mai einen gebührenden Rahmen zu geben. Renoviert wird auch im fünften Stock, dort soll angeblich ein Fitnessraum für den sportbegeisterten Putin eingerichtet werden sowie ein Büro, von wo aus dessen Sicherheitschef Viktor Solotow operiert, so berichten russische Zeitungen, die nun täglich Mutmaßungen, Gerüchte und angebliche Äußerungen von Kreml-Angehörigen über die Aufteilung der Macht zwischen Wladimir Putin und seinem gewählten Nachfolger Dmitri Medwedew verbreiten. Schlüsselminister Putin, der bereits im Jänner erklärt hatte, der Präsident bestimme die politischen Leitlinien, doch die russische Regierung sei die zentrale Exekutivgewalt des Landes, will nun seine Präsidialverwaltung im Kreml kopieren, so heißt es. Zahl und Rolle der Vizepremiers sollen vergrößert werden. Putin will damit effektiver die Regierung führen, deren Schlüsselminister – Äußeres, Inneres, Verteidigung, Finanzen – bisher direkt dem Präsidenten berichten. Die sogenannten Ersten Vizepremiers – derzeit Sergej Iwanow und Dmitri Medwedew – sollen künftig keine Portefeuilles haben, was breiteren Raum für ihren politischen Einfluss lässt. Die anderen stellvertretenden Regierungschefs übernähmen alle Schlüsselministerien; ein eigener Vizepremier für Militärindustrie und die Sicherheitsapparate sei denkbar. Eigene Konturen Dass die Bildung einer solchen Superregierung ohne Konflikte mit dem kommenden Präsidenten Medwedew abgeht, ist schwer vorzustellen. Medwedew, der sein Amt ausschließlich Putin verdankt, wird nach allgemeiner Erwartung eine Reihe von Vertrauten des scheidenden Staatschefs in der Präsidialverwaltung im Kreml behalten und erst allmählich, frühestens nach einem Jahr, eigene Konturen zeigen. Verteilt sind jedenfalls schon die Residenzen: Medwedew bleibt in seiner Regierungsdatscha außerhalb von Moskau, die er bereits seit 2003 bewohnt, als er Stabschef im Kreml wurde. Die Datscha liegt in der Nähe von Putins Residenz in Nowo Ogarjewo; die wird Putin auch als Premier weiter nutzen. Der amtierende Regierungschef Viktor Subkow aber wird nicht leer ausgehen. Er soll in den nächsten Tagen anstelle Medwedews Chef des Energiemonopolisten Gasprom werden. (Markus Bernath aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 10.3.2008)