Wien - Ein Hauch von Klassizität und Eklektik durchweht das Werk. Herbert Willi zeigt in seinem Hornkonzert, das als finaler Teil des "Montafon"-Zyklus im Musikverein uraufgeführt wurde, allerdings deutlich: Es lassen sich kompositorische Substanz und Individualität auch aus bekannten Sprachwelten generieren. Im ersten Satz dominieren Assoziationen zum Third Stream, jenen Stil, der einst Klassik und Jazz zu vereinen suchte: Das RSO Wien unter Yutaka Sado tönt wie eine dezent swingende Begleitcombo, während der ausgezeichnete Solist Stefan Dohr der Ausdrucksvielfalt frönt.

Im zweites Satz adagioartige Momente, dann die Bläser: Mit markanten Echoeffekten setzen sie Naturassoziationen frei, während die Streicher bordunartige Punkte legen, über die sich Dohr linear entfaltet.

Im Finale schließlich herzhaft ausgelassenes Tanzflair und instrumentale Ausgelassenheit, zudem: Durch Klangveränderungen gelingt es dem Horn, die Illusion eines Dialogs zweier Instrumente zu wecken. Platz ist auch für fanfarenartiges Aufbäumen und bombastische Entladung. In Summe bietet das Werk aber ein Fülle organisch kommunizierender Details. Das "Rahmenprogramm" reichte von einer munteren Haydn-Symphonie (D-Dur, Hob. I:86) über Leonard Bernsteins "Dybbuk"-Ballettsuite bis zu dessen 1. Symphonie, bei der Angelika Kirchschlager den Dialog mit dem gut disponierten Orchester eindringlich vom Kantablen zum Expressiven hin entwickelte. (tos, DER STANDARD/Printausgabe, 10.03.2008)