Straßburg- Der erste Durchgang der französischen Kommunalwahl am Sonntag hat den Niedergang des rechtsextremen Front National (FN) bestätigt. Die 1972 gegründete und seither von Jean-Marie Le Pen geführte Partei erzielte landesweit nur 0,93 Prozent der Stimmen - gegenüber 3,6 Prozent bei der Kommunalwahl vor sieben Jahren. Selbst in früheren Hochburgen wie Nizza oder Perpignan mussten die FN-Kandidaten Schlappen hinnehmen. Zwar kam Le Pens Tochter Marine im nordfranzösischen Hénin-Beaumont auf 28,5 Prozent der Stimmen. Damit liegt sie vor der Stichwahl am Sonntag aber weit hinter dem sozialistischen Bürgermeister mit mehr als 43 Prozent.

2002 kam Le Pen in die Stichwahl

Der 79 Jahre alte Le Pen galt mit seinen ausländerfeindlichen Parolen Jahrzehnte als Schreckgespenst der politischen Landschaft in Frankreich. Bei den Präsidentschaftswahlen 2002 erhielt er überraschend fast 17 Prozent der Stimmen und zog an dem sozialistischen Kandidaten Lionel Jospin vorbei in die Stichwahl um das höchste Staatsamt. Doch inzwischen sei der Front National in "sehr schlechter Verfassung", sagt Nonna Mayer vom Pariser Institut für Politikwissenschaft (IEP). Le Pen werde abtreten, und über seine Nachfolge gebe es Streit. Zudem habe sich ein Teil der FN-Wähler dem konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy zugewandt, der bewusst Themen der extremen Rechten besetzt hat.

Finanzkrise

Für den Politologen Jean-Yves Camus ist das Desaster bei der Kommunalwahl auch Folge der schweren Finanzkrise, in der die Partei seit der Parlamentswahl im Juni steckt. Die FN hatte damals deutlich weniger Mittel aus der Wahlkampfkostenerstattung erhalten als bei früheren Urnengängen. Laut Marine Le Pen sitzt die Partei derzeit auf Schulden von acht bis neun Millionen Euro. Sie muss jetzt ihre 5.000 Quadratmeter große Parteizentrale im Pariser Vorort Saint-Cloud verkaufen. Denn die mager ausfallende Kostenerstattung aus der Kommunalwahl dürfte die finanzielle Lage der Partei kaum verbessern. (APA)