Im Herbst bombardierten sie als Initiative Film die halbe Republik vom Kanzler und Vizekanzler bis zu den Stiftungsräten des ORF mit offenen Briefen. Rückenwind für Alexander Wrabetz' Antrag, die Gebühren ab Juni 2008 zu erhöhen. 15 Millionen mehr für die Produktionswirtschaft versprach die Anstalt.

Am Dienstag lädt der Programmausschuss des Stiftungsrats eine Handvoll Branchenvertreter zur Diskussion auf den Küniglberg. Sie vermuten bei den Aufsichtsräten des ORF "beschränktes Wissen" über die Materie und "einseitige" Infos der Geschäftsführung, sagt ein Sitzungsteilnehmer. Zum Beispiel über Kosten und Nutzen von Programmen.

"Mehr Kaufserien als alle deutschen Sender zusammen"

500.000 bis 600.000 Euro koste ein Serienteil aus heimischer Produktion für den Hauptabend - von denen der ORF dank Koproduktionen oft aber nur die Hälfte zahle. Eine der zahllosen Folgen der US-Kaufware "CSI" setzen die Filmemacher mit rund 70.000 Euro an - bei niedrigerem Marktanteil und mehr als einem Drittel weniger Zuschauern. Eine Sitcom wie "MA 2412" koste 150.000 pro Folge. "Kommt mit Wiederholungen günstiger als US-Ware", sagt Helmut Grasser (Allegro Film) auf Anfrage. "Niemand stellt den Serienmontag infrage", fügt er an, "aber es geht um Ausgewogenheit", vor allem in ORF 1, wo "mehr Kaufserien als alle deutschen Sender zusammen" liefen.

Österreichischer Film habe nun einen Platz im Programm, sagt Werner Müller, Geschäftsführer des Fachverbands der Filmwirtschaft. Aber eben "ghettoisiert" um 23 Uhr. Auch in der Primetime müsse er Platz finden.

Sparen "immer nur am Programm"

Ein Viertel der Gebühreneinnahmen des ORF - also rund 120 Millionen Euro jährlich - soll in österreichische Fiktion und Dokus fließen, erinnert Kurt Stocker (Dor Film) an Forderungen der Initiative Film. Rund 70 Millionen sind es nach Berechnungen der Branche, die von den ORF-Angaben Koproduktionsgeld von ARD, ZDF & Co abzieht. Von bald einer Milliarde Umsatz des ORF, sagt Müller. Von Infrastruktur, Personal und Programm spare der ORF "immer nur am Programm".

Grasser fordert "mittelfristige Programmplanung" des ORF für die Branche. Die ORF-Hauptabteilung Fernsehfilm etwa habe für heuer noch keine Produktionen beauftragt. Der ORF verweist auf 15 Millionen extra, insgesamt rund 100. Die Briefe an die Produzenten gingen dieser Tage hinaus. (Harald Fidler; DER STANDARD; Printausgabe, 11.3.2008)