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Es geht voran bei klimaneutralen Reisen und Online-Buchungen.

Mit dem Zug statt mit dem Flugzeug – das wäre ideal. Aber es gibt Möglichkeiten, die CO2-Emissionen gering zu halten bzw. zu kompensieren.

Foto: forumandersreisen.de

Der Verein Internet Reisen (VIR) präsentierte in einer Pressekonferenz im Rahmen der ITB-Berlin die neuesten Zahlen aus dem Online-Reisemarkt und wartet mit erstaunlichen Ergebnissen auf. Europaweit steigt der Umsatz für den Online-Reisemarkt rasant an und hat 2007 mit 49,4 Mrd. Euro einen neuen Rekord erreicht. Gleichzeitig steigt der Anteil am Gesamtumsatz kontinuierlich und erreichte im Vorjahr 19,4 Prozent. Die Prognosen lassen darauf schließen, dass dieses Wachstum anhält und spätestens 2009 bereits ein Viertel aller Umsätze aus dem Online-Reisemarkt erwirtschaftet werden. Das Internet bietet aber noch viel mehr als nur die Möglichkeit zur Buchung. Vor allen Dingen ist es inzwischen ein nicht mehr wegzudenkendes Medium zur Informationsbeschaffung.

Bewertungsplattformen als Infoquelle

TripAdvisor.de beispielsweise ist mittlerweile nicht mehr nur beliebte Infoquelle für Reisende, sondern auch Hoteliers und Veranstalter selber nutzen die größte Bewertungsplattform weltweit, um ihr Angebot zu verbessern oder auszuweiten. Eine Mio. Unique User im Monat nutzen die Seite weltweit, auf der bereits 200.000 Hotels gelistet sind und es kommen immer mehr dazu.

Fast flächendeckender Internetzugang

Grundvoraussetzung für den rasanten Anstieg der Online-Zahlen ist die mittlerweile beinahe flächendeckende Versorgung mit Internetzugängen. VIR hat die Daten für Deutschland erhoben und verzeichnet für den Zeitraum von Jänner 2001 bis Jänner 2008 einen Zuwachs von 100 Prozent. Damit haben heute bereits 62 Prozent aller Personen über 14 Jahren Zugang zum Internet und jährlich kommen rund zehn Prozent dazu. Dementsprechend wachsen auch der Konsum von Informationen und die Online-Buchungen. Bereits 38 Prozent buchen ihre Reisen über das Internet, die Informationsbeschaffung erreicht mit 72 Prozent bereits so etwas wie Alltäglichkeit. Ausschlaggebend ist dabei aber nicht, wie oft vermutet, die Jagd nach dem billigsten Angebot. In erster Linie zählen die Destination sowie Wünsche und Vorstellungen bezüglich der Reise.

Klimaneutrales Reisen

Umweltschutz, Klimaveränderung, Nachhaltigkeit – das sind die Themen, die seit einiger Zeit die Tourismusindustrie in Atem halten. Freiwillige Kompensationszahlungen für Flugreisen und sozial verträgliche Urlaube rücken immer mehr ins Bewusstsein von Veranstaltern und Reisenden. Auch VIR beschäftigt sich mit dem Thema und hat vor einem Jahr bei ihren Mitgliedern – unter anderem expedia inc., opodo limited und travel24.com AG – die freiwillige Kompensationszahlung für CO2-Emissionen eingeführt.

Umweltschutz beginnt am Arbeitsplatz

Aber der Umweltschutz bei Reiseunternehmen geht weit darüber hinaus und beginnt schon in den Büros. Computer brauchen Strom. Und wenn sie die Nacht über im Standby-Modus laufen, brauchen sie mehr davon. Jan Oetjen, Manager von lastminute.de, legt Wert darauf, dass die Mitarbeiter Eigeninitiative an den Tag legen und eigenverantwortlich handeln: “Wenn man bedenkt, dass der Stromverbrauch durch das Internet für einen CO2-Ausstoß in der Größenordnung des gesamten Luftverkehrs verantwortlich ist, wird bewusst, dass bereits hier gehandelt werden muss“, erklärt Oetjen. Begonnen werden kann bei der Gestaltung der Internet-Seiten, die sich umso weniger belastend auf das Klima auswirken, je übersichtlicher sie sind.

Internetseiten als Stromfresser

„Wir achten auf einfache Suchfunktionen und klare Strukturen und können damit Strom sparen“, erklärt Oetjen die Bestrebungen von lastminute.de. Online-Buchungen seien auch deswegen klimaschonend, weil weniger Papier verbraucht wird, da man sich etwa das Drucken von Reisekatalogen erspare. Letztlich ist es aber der Reisende selbst, der die Auswirkungen auf das Klima in der Hand hat. Die Bereitschaft, auf Flugreisen zu verzichten, liegt bei sieben Prozent. Dann schon lieber Abgaben zahlen, meint immerhin noch knapp ein Viertel der Urlauber. Aber eigentlich ist man von der Idee, seinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, noch nicht wirklich begeistert. Nur etwa fünf Prozent haben die freiwillige CO2-Kompensationszahlung 2007 genutzt, wobei vor allem Menschen ab 50 bereit sind, ihre CO2-Emissionen zu kompensieren.

Faires Reisen wird immer beliebter

Ähnliche Erfahrungen hat man auch bei forumandersreisen gemacht. „Nur zwischen fünf und fünfzehn Prozent der Endkunden, die bei forumandersreisen.de buchen, bezahlen etwas für ihre CO2-Emissionen“, erklärt Dina Bauer von forumandersreisen. Trotzdem ist man optimistisch, was die Zukunft betrifft. „Die Zahl der Mitglieder ist in den letzten zehn Jahren von zwölf auf 150 gestiegen“, so Bauer. Dazu zählen Reiseveranstalter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich nachhaltigen Tourismus und sozial verträgliche Reisen auf ihre Fahnen geheftet haben.

Strenge Auflagen und Kontrollen

Für sie gelten strenge Auflagen, die in einem Kriterienkatalog festgelegt sind. Er besagt unter anderem, dass Ressourcen geschont, Gesellschaft, Kultur und Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung geachtet, auf die Partizipation der Einheimischen Wert gelegt werden soll und Anreise, Unterkünfte und Aktivitäten umweltfreundlich sein müssen. Ausgeschlossen sind beispielsweise, als absolute Öko-Killer, Off-Road-Touren mit Geländewagen und Motorrad oder Heli-Skiing. Das Konzept scheint aufzugehen.

Sensible Kunden und kritische

Mit den Mitgliederzahlen wachsen auch die Zahl der Reiseteilnehmer und damit die Umsätze. Die Kunden sind kritisch, was das Angebot betrifft. Sehr genau beobachten sie die Geschehnisse vor Ort. „Unsere Kunden achten sehr auf die Einhaltung des Kriterienkatalogs. Wenn irgendwo etwas nicht in Ordnung ist oder nicht unseren Normen entspricht, wenden sie sich damit an den Veranstalter und der wiederum bespricht das Problem mit dem Kooperationspartner vor Ort“, so Bauer.

Dass sich das Thema des nachhaltigen Tourismus auf Messen zurzeit noch abseits des Hauptgeschehens abspielt, liegt daran, dass die Veranstalter noch nicht die finanziellen Mittel aufbringen können, um verkaufswirksame Messestände zu installieren. „Abenteuer und Erlebnis sind wichtig! Wir wollen nicht das Image langweiliger Alternativer pflegen sondern vermitteln, dass Nachhaltigkeit und Entertainment einander nicht ausschließen“, sagt Bauer. (ham)