Der jubelnde Sieger heißt Sarkozy, aber nicht Nicolas, sondern Jean: Der 21-jährige Sohn des Staatschefs erhielt bei den Wahlen im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine auf Anhieb 51,91 Prozent der Stimmen und muss in einer Woche gar nicht erst zur Stichwahl antreten. "Wie schön ist doch der Sieg!", frohlockte der Politneuling, ohne sich bewusst zu sein, wie bitter diese Worte in den Ohren seines Vaters klingen mussten.

Nicolas Sarkozy erlebte nämlich einen schlechten Sonntag. Er konnte im Elysée-Palast die Verluste seiner bürgerlichen "Union für eine Volksbewegung" (UMP) bei den französischen Regionalwahlen am Sonntag mitverfolgen. Die UMP kam im ersten Wahlgang auf rund 42 Prozent der Stimmen, fünf Prozent weniger als 2001; die Sozialisten legten gut drei Prozent auf 47,5 Prozent zu. Weit abgeschlagen waren die anderen Parteien wie die Kommunisten, Grünen und der rechtsextreme Front National.

"Für die Linke gibt es zwar eine günstige Stimmung, aber keinen Erdrutsch" kommentierte die katholische Zeitung La Croix die Ergebnisse am Montag: "Es ist eher ein Votum der schlechten Laune, eine Irritation eines Teils der Rechten." Diese Irritation, nicht zuletzt im eigenen Lager, habe sich der Präsident persönlich zuzuschreiben, meint das Wochenmagazin L'Express, das Sarkozy empfiehlt, "mehr bei Charles de Gaulle als bei Tom Cruise abzuschauen". Auch die Regionalzeitung La Montagne schreibt: "Sarkozy muss endlich seinen Stil ändern."

Dass eher das selbstbezogene Gehabe des Präsidenten, nicht aber die Regierungspolitik als Ganzes für die Resultate verantwortlich waren, zeigt sich schon in der mehrheitlich geglückten Wahl zahlreicher Minister. So auch von Premier François Fillon, der in den Umfragen seit langem zulegt.

Entgegen der ursprünglichen Erwartung dürfte Sarkozy nun davon absehen, seine Regierung massiv umzubilden. Fraglich ist eher, wie weit Sarkozy reformpolitisch noch reüssieren kann. Wenn im zweiten Wahlgang in einer Woche keine Wunder für die UMP-Kandidaten geschehen, bleibt Sarkozy stark geschwächt zurück. Ohnehin im Umfragetief steckend, wird er Mühe haben, die gleiche Dynamik wie in seinen ersten Wochen im Elysée an den Tag zu legen. (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 11.3.2008)