Wie könnte Kanzler Alfred Gusenbauer dieses Kunststück zusammenbringen? "Da gibt es viele denkbare Variationen", sagt der Verfassungsrechtler Ludwig Adamovich, der Bundespräsident Heinz Fischer berät: "Wie bei einem Schachspiel."
Vorausgesetzt die ÖVP will Neuwahlen, findet im Nationalrat für einen "Antrag auf vorzeitige Beendigung der Gesetzgebungsperiode" aber keine Mehrheit, dann müsste die SPÖ realistischerweise erst einmal versuchen, die schwarzen Minister loszuwerden. Der Kanzler kann die Enthebung einzelner Regierungsmitglieder vorschlagen, der Präsident muss diese aber exekutieren - ein geradezu "revolutionärer Akt" (Adamovich) ohne Beispiel in der Zweiten Republik. Andere Variante: Fischer könnte die Regierung auch im Alleingang entlassen.
Gusenbauer müsste das für die Angelobung zuständige Staatsoberhaupt dann überzeugen, eine arbeitsfähige Alternative parat zu haben. Das könnte eben eine rote Minderheitsregierung sein, die nicht auf einer fixen Koalition fußt, sondern sich ihre Mehrheit von Beschluss zu Beschluss im Nationalrat sucht. Ganz ohne Vorabsprache mit anderen Parteien ist das Experiment aber undenkbar. Denn eine feindliche Mehrheit könnte die Regierung per Misstrauensvotum sofort zu Fall bringen.