Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SP) ist "sehr stolz" auf die vielen Anmeldungen. Dass nur eine AHS bei dem Schulversuch mitmacht, bei dem Kinder bis 14 gemeinsam unterrichtet werden, stört sie nicht. "Es ist völlig unerheblich, was außen auf der Schule draufsteht, entscheidend ist, welche Kinder dort hingehen", sagte Schmied am Dienstag in einer Pressekonferenz in Wien. Eine erste Auswertung habe gezeigt, dass 30 bis 40 Prozent der angemeldeten Kinder AHS-Reife hätten. Auch wenn die 3500 Anmeldungen österreichweit nicht einmal fünf Prozent aller Kinder ausmachen, die mit einer AHS oder Hauptschule beginnen, freut sich Schmied. "Das ist viel mehr, als wir erwartet haben."
Großer Andrang herrscht jedenfalls in Kärnten. Deshalb wird laut Landesschulratspräsidentin Claudia Egger eine zusätzliche Klasse eingerichtet. Somit gibt es in Kärnten nun fünf Klassen der "Neuen Mittelschule".
Drei bis vier weitere Klassen sollen folgen. Es gab nämlich bei weitem mehr Anmeldungen als die verfügbaren 100 Plätze in Klagenfurt. Zuletzt wurde sogar per Los über die Aufnahme entschieden. Am "Campus Waidmannsdorf" arbeiten die Übungshauptschule der Pädagogischen Hochschule und das Borg zusammen. Der zweite Standort ist die private katholische Hauptschule der Ursulinen, die mit dem bischöflichen Oberstufenreal-Gymnasium (ORG) kooperiert.
"Wir waren über die große Nachfrage selber überrascht", sagt der Direktor des ORG, Gottfried Haber. Insgesamt habe es für die drei Klassen 150 Anmeldungen gegeben. Die Anfragen seien sogar aus Wien und Deutschland gekommen. Man wolle aber nicht wie am Standort Waidmannsdorf per Los entscheiden, sondern "eine gute Mischung zustande bringen".
In der Steiermark, jenem Bundesland, das mit 30 Schulen die meisten Standorte hat, sind auch noch die meisten Plätze frei. "Sehr erfreulich" sei der Zuspruch, heißt es im Büro der Bildungslandesrätin Bettina Vollath. Von den 1550 Plätzen an den 30 Standorten seien bis dato 1239 Plätze besetzt. In allen drei Modellregionen - Graz, Voitsberg, Murau - zeige sich eine starke Tendenz in Richtung des neuen Schultyps.
Anmeldung verschwitzt
Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass sich allein in Graz rund 200 Kinder erst bei Schulbeginn im Herbst anmelden, oft durch Unkenntnis der Eltern, dass der Anmeldetermin bereits im Frühjahr war. Die steirischen Zahlen seien mit jenen in Kärnten oder Oberösterreich kaum vergleichbar. Hätte die Steiermark ebenso nur einige wenige Schulen zur Auswahl, würde man sich "um die Plätze prügeln", heißt es im Vollath-Büro.
Offiziell beteiligt sich Oberösterreich nämlich nicht an dem Schulversuch, mit einer Ausnahme: die Europaschule in Linz, eine Übungsvolksschule des Bundes. Auch dort gibt es mehr Anmeldungen als Plätze. Doch, so meint Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (VP), das habe nicht unmittelbar mit dem Schulversuch zu tun. "Die Übungsvolksschule muss jedes Jahr Schüler ablehnen." Grundsätzlich freue er sich, wenn es Interesse an der "Neuen Mittelschule" gebe. Dennoch steht Enzenhofer zu der Entscheidung, dass sich Oberösterreich nicht an dem Modell beteiligt. "Ich bin nicht bereit, alles unter ein Diktat zu stellen", begründet er seine Ablehnung.
Der Landesschulrat kritisiert, dass unter Mittelschule nur das Ministeriumsmodell verstanden werde. So habe etwa die Hauptschule in Pettenbach einen Schulversuch in Wien eingereicht. Doch er sei abgelehnt worden, da er nicht den Wiener Vorgaben entsprochen habe.