Die Geiselnahme fiel zwei Wochen später, Anfang April 2003 auf, als die Österreicher nicht wie geplant auf der Fähre Richtung Europa befanden. Etliche Wochen länger waren schon andere Wüsten-Urlauber vermisst worden. Insgesamt waren es dann 32 europäische Touristen (16 Deutsche, zehn Österreicher, vier Schweizer, ein Niederländer und ein Schwede), die in die Gewalt von bewaffneten Mitgliedern der "Salafistischen Gruppe für Predigt und Kampf" geraten waren. Diese Gruppe nannte sich im Jänner des Vorjahres in "Al-Kaida im Islamischen Maghreb" um; diese Gruppe soll nach Angaben des arabischen Senders Al-Jazeera vor zweieinhalb Wochen den Steuerberater Wolfgang Ebner (51) und dessen Freundin Andrea Kloiber (43) aus Hallein entführt.
Nachts auf der Flucht
Entführer und Entführte waren 2003 ständig auf der Flucht vor Polizei und Militär. Zunächst war man bloß ohne Licht in der Nacht gefahren. Nach einiger Zeit wurden die Intervalle, in der die Geiseln von einem Ort zum nächsten verlegt wurden, immer kürzer. Die Entführer hätten gespürt, "dass das Militär ihnen auf den Fersen war", schilderte ein Salzburger nach der Befreiung. "Wir waren dann jede Nacht auf der Flucht, hatten einen Nachtmarsch hinzulegen. Unsere Schuhe waren zerfetzt, wir waren am Ende unserer physischen Kräfte, konnten einfach nicht mehr." Die Opfer nannten sich selbst schon "Wandergruppe". Tagsüber harrten sie im Freien oder in Felsschluchten aus.
Freundschaftliches Verhältnis
Auch die Ernährung fiel sehr dürftig aus, die Geiseln magerten ab, manche verloren 15 Kilo. Man sei die ganze Zeit mit einer Art Grießbrei ohne Zucker und Salz ernährt worden, dazu gab es Datteln und gelegentlich Fladenbrot. Das Wasser zum Trinken filterten die Geiseln mit Toilettenpapier. Und die Frauen mussten stets verschleiert sein und lange Röcke tragen. Gewalt wurde ihnen von den Entführern keine angetan, teilweise zeigten sie sogar auch sehr menschliche Züge. Es kam auch zu Gesprächen zwischen Entführern und Geiseln. Ein Salzburger, der auch Französisch spricht, konnte nach eigenen Angaben sogar ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen.