Internationale Entwicklung startete als individuelles Diplomstudium, heute ist es bereits ein Massenstudium.

Foto: Standard/Lehner

Rund 500 Studierende stürmten die Uni, um ein eigenes Institut zu fordern.

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Wien – Gegen elf Uhr stürmten Studenten der Internationalen Entwicklung (IE) eine Festveranstaltung im kleinen Festsaal der Hauptuni Wien, blockierten das Rektorat und besetzten danach die Aula. Dies ist der derzeitige Höhepunkt in der Auseinandersetzung zwischen dem Rektorat und den HörerInnen der Internationalen Entwicklung. Seit November 2007 fordern die Studenten bereits ein eigenes Institut und mehr Lehrplätze.

Eigenes Institut

Denn das vor 5 Jahren geschaffene Studium wird derzeit von 2000 Studenten und 250 Mitbelegern besucht und ist dem Institut für Afrikawissenschaften unterstellt; es verfügt bloß über einen offiziellen Raum am Institut für Afrikawissenschaften.„Wir haben genau eine halbe Professur und eine administrative Vollzeitkraft." Fanny Müller-Uri, selbst IE-Studentin und ÖH Uni Wien Aktivistin, beschreibt die Lage als untragbar.So verschafften sich am Dienstag rund 500 Studenten (laut ÖH) Zutritt in das Hauptgebäude der Universität Wien. Die Sicherheitskräfte versuchten die Türen zu blockieren, doch mussten dem Druck der Studierenden nachgeben. Diese machten daraufhin die überraschten Festgäste und Rektor Georg Winkler mit Sprechchören und Transparenten auf ihre Situation aufmerksam.Die von den Sicherheitskräften alarmierte Polizei bezeichnete die Veranstaltung als „spontane Kundgebung“ und schätzte die Menge auf 150 bis 200 Personen.Unter dem Motto „Wir lassen die IE nicht hängen“, wurden Vizerektor Jurenitsch 1300 Unterstützungsunterschriften in der gut gefüllten Aula überreicht. Dieser versprach den Forderungenkatalog nach Schaffung eines eigenen Instituts und mehr Personal weiterzuleiten.

Missstand Nischenfach

„Die Studierenden werden als Kunden und nicht als Teil der Uni abgewertet“, echauffierte sich IE-Studentin Celeste Osborn. Sie fordert wie ihre Mitstreiter von der Plattform „Zukunft IE“ ein eigenes Budget für ihre Studienrichtung und mehr Forschungsmöglichkeiten für Lehrende und Studenten. „Wir werden vom Rektorat als Nischenfach mißhandelt“, ärgert sich ein Student im zweiten Semester und fordert mehr Kollegialität zwischen den Instituten. Man dürfe sich als Student nicht gegeneinander ausspielen lassen.Daniel Schukovits von der ÖH Uni Wien sieht das Problem ähnlich: „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung genug Geld für Bildung bereit zu stellen. Dass der Kampf um die künstlich verknappten Resourchen nun intern zwischen den Instituten geführt wird, ist keine Lösung."Die Protestkundgebung löste sich nach der Übergabe von 1300 Unterstützungsunterschriften an den Vizerektor friedlich auf, die Plattform „Zukunft IE“ will aber weiterhin aktiv bleiben. (Georg Horvath, Arian Lehner/derStandard.at, 11.März 2008)