Wien - Im Wiener Landesgericht wurde am Mittwoch der Amtsmissbrauchs-Prozess gegen den früheren Leiter der Wiener Kriminalpolizei, Ernst Geiger, fortgesetzt. Am dritten Verhandlungstag sagte Roland Frühwirth als Zeuge aus.

Der ehemalige Leiter der Kriminaldirektion (KD) 1, Roland Frühwirth, verwehrte sich bei seiner Einvernahme bei dem Prozess gegen Ernst Geiger dagegen, die "rechte Hand" des inzwischen suspendierten Wiener Polizeigenerals Roland Horngacher gewesen zu sein. "Das ist ein Witz", sagte Frühwirth am Mittwoch am Landesgericht. "Wir waren keine Vertrauten, wir waren keine Freunde." Dass Horngacher die Karriere von Frühwirth unterstützt hat, betritt dieser hingegen nicht. "Ja - und wenn", meinte der ehemalige Leiter der KD1. Dienstlich habe er auch ein recht gutes Verhältnis zu dem umstrittenen ehemaligen Polizeigeneral gehabt. "Er hat sich von mir ein bisschen was sagen lassen", meinte Frühwirth.

Horngacher wollte wissen was da los ist

Darüber, dass Geiger in die Ermittlungen gegen den Bordellbetreiber Wolfgang B. involviert gewesen ist und möglicherweise eine Razzia verraten hat, will Frühwirth Horngacher erst am 17. März 2006 - also eine Woche nach dem observierten Treffen der beiden - informiert haben. "Horngacher hat in der Früh einen Anruf aus dem Ministerbüro bekommen und er wollte wissen, was da los ist", sagte der ehemalige KD1-Leiter.

Wenn Horngacher bereits vor diesem Termin über die Causa Bescheid gewusst habe, dann könne er diese Informationen nicht von ihm haben, betonte Frühwirth. Am 17. März hatte er jedenfalls nicht den Eindruck, dass der ehemalige Polizeigeneral von Geiger gewusst hat. "Er war fuchsteufelswild. Er meinte, ich hätte es ihm viel früher sagen müssen", so Frühwirth.

"Ermittlungserfolg" war purer Zufall

Der "Ermittlungserfolg" gegen Ernst Geiger sei ein purer Zufall gewesen, ging aus den Aussagen von Roland Frühwirth hervor. Von der Verteidigung wurde Frühwirth, dem ehemaligen Leiter der KD 1, vorgeworfen, aus Rache gezielt gegen Geiger vorgegangen zu sein. Frühwirth bestritt dies gegenüber Richterin Minou Factor. Diese fand die Aussagen des Zeugen allerdings "schwer verdaulich".

Razzia-Termin verraten

Die Polizei habe, so Frühwirth, das Treffen zwischen dem ehemaligen Kripo-Chef und dem inzwischen verstorbenen Geschäftsführer der Sauna "Goldentime", Wolfgang B., am 10. März 2006 nur observiert, weil sie hinter B. her waren. Bei dieser Zusammenkunft soll Geiger laut Anklage seinem Bekannten einen Razzia-Termin verraten haben.

Dass Geiger laut der Telefonüberwachung B. gebeten hat, am 10. März um 11.00 Uhr zum Schottenring zu kommen und eine Liste mit einer Aufstellung über die gegen das "Goldentime" geführten Razzien mitzunehmen, war für Frühwirth kein Hinweis darauf, dass die beiden sich tatsächlich treffen könnten.

Entscheidung zur Überwachung

Die Entscheidung zur Überwachung habe er auch erst unmittelbar vor dem Termin getroffen. Die überwachten Telefonate zwischen seinem damaligen Vorgesetzten Geiger und B. interessierten Frühwirth nach eigenen Angaben nicht. Auch in den anderen Punkten bestritt Frühwirth, im Auftrag des suspendierten ehemaligen Wiener Landespolizeikommandanten Roland Horngacher gezielt gegen Geiger und B. vorgegangen zu sein. Die Anzeige gegen Wolfgang B. am 26. Jänner 2006 sei keine Rache dafür gewesen, dass eines von dessen "Mädchen" im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "News" über die sexuellen Gepflogenheiten eines Wiener Spitzenpolizisten geplaudert hat, womit nur Horngacher gemeint gewesen sein konnte.(APA)